Moon LSD

This is part of Beautiful Purposeless.

ADDICTED TO SOAP

Ich wache auf und krieche aus dem Bett. Der Boden ist klebrig, weil Bier ausgeschüttet, weil Dreck der Stadt von Schuhsohlen in die Wohnung getragen. Ich atme Staub. Die Sonne blendet. Meine Ohren dröhnen. Die Luft ist dick vom vielen Schimmel. Teller und Klamotten liegen um mich herum. Ein Insekt rennt über meine Hand. Mir wird schlecht und ich kippe um. 

Wieder bei Bewusstsein, habe ich einen seifigen Lappen in der Hand und stehe vor dem Spiegel. Seifenblasen fliegen um mich herum. Alles ist blitzblank und spiegelt. Das Badezimmer riecht fruchtig. Ich bemerke mein Grinsen und wie meine Hand das Waschbecken schrubbt, obwohl es schon sauber ist. Alles ist blitzblank und überall sehe ich mein grinsendes Gesicht, in Wänden, in Seifenblasen, im Fußboden. Ich greife zur Seife und rutsche lachend aus dem Zimmer. Die Rollläden sind heruntergelassen, Sonnenschein von meinen eigenen Lichtern ersetzt – weiß, steril und hygienisch. Alles ist steril und hygienisch. Mein Bett ist schaumig vor Sauberkeit. Von Stühlen und Tischen tropft Seifenwasser. Ich putze den Spiegelfußboden und lache dabei. Am liebsten würde ich Seife essen bis ich selbst zu Seife werde und dann würde ich mich selber auf den Fußboden schmieren. Ich lache und schmiere Seife auf die Hände, dann auf die Arme, dann in mein Gesicht. Ich betrachte mich im Fußboden von Nahem und scheuere meine Stirn. Ich will glänzen und funkeln.

Mein Lachen vergeht. Meine Haut ist schmutzig. Ich bin schmutzig. Ich war schon immer schmutzig. Wie konnte ich bisher so leben? Ich springe auf und betrachte mein Antlitz in der Wand. Die Seifenblasen um mich herum machen mich panisch, denn überall sehe ich mein Gesicht. Ich versuche von mir selbst wegzurennen aber überall starren mich meine schmutzigen Augen an. Überall sehe ich meinen dreckigen Körper. Vor dem Spiegel bleibe ich stehen. Ich stopfe meine Klamotten in die Toilette, schließe den Deckel und spüle. Ich muss mich sauber machen. Ich schrubbe Seife auf die Backen und auf die Stirn. Ich drücke fest auf und reibe immer schneller. Ich spüle die Toilette erneut. Wasser läuft heraus – Klamottenwasser. Es strömt auf meine Zehen. Ich schreie und schrubbe weiter. Meine Haut muss blitzblank sein. Ich will, dass sich der Spiegel auf meiner Stirn widerspiegelt. Ich werde ein Spiegel sein. Ich schrubbe mittlerweile so fest, dass meine Haut weh tut. Es hilft nichts! Ich bleibe hautig - dieses ekelhafte, matte Rosa. Ich fange an zu zittern. Ich schmiere mir Seife in die Augen; sie brennen aber ich halte sie offen. Ich will sehen, wie ich meine Haut abwasche. Ich brülle und weine und schrubbe immer fester. Ich möchte keine Haut mehr haben – sie ist nicht rein. Mein Gesicht und meine Augen sind rot. Ich träne Seifenwasser, vielleicht aber auch Blut. Schmutziges Blut. Ich bohre meine Fingernägel in meine Backen und schmiere Seife in die Wunden. Wieso bin ich kein Fisch oder eine Schlange? - eine glatte, glitschige Wasserschlange! Ich würde die Badewanne mit Seifenwasser füllen und darin herumschlängeln bis ich mich in Seife auflöse. Ich sehe schon nichts mehr, schrubbe bloß wild Seife umher. Meine Haut scheint abzuperlen, vielleicht perlt sie aber gar nicht, sondern ich reiße Fetzen ab. Ich weiß nicht ob ich noch brülle oder ob ich bloß mein Atmen besser höre, seit meine Ohren sauberer sind. Ich will mich häuten. Wieso bin ich keine Schlange? Ich zerre und schrubbe und drücke und kratze, immer panischer, bis schon selbst meine Fingerkuppel schmerzen. Ich schlucke Seife, huste und würge. Dann rülpse ich eine Seifenblase, jedenfalls denke ich das, denn ich sehe nichts vor Seifenaugen. Ich glaube zu lachen und schlucke erneut. Meine Kehle brennt aber ich freue mich, denn das ist das Triumphgefühl der Reinen. Mir wird schlecht und ich kippe um.

Kedd Kepkell



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