Melodic Mayhem

Passionate Oasis

Scheiss Universum 
Ich wach auf wie ein Knacks im Kopf. Nicht laut, nicht wild. Einfach nur: Wach. Es regnet. Wieder. Natürlich. Der Wald klingt nach nassem Filz, und ich sitz auf diesen Stahlstufen vorm Bauwagen, die aussehen wie das Fußpedal eines Raumschiffs – total kaputtromantisch.
Mein Magen weiß noch, dass da vorhin ein kleiner Imbiss war. Mein Kopf nicht. Mein Körper kämpft offenbar, ohne dass ich ihn gebeten hab. Ich sitz daneben und warte – darauf, dass irgendwas einfach weitergeht, wie eine schlecht erzogene Serie, die nie endet.
Was ist Schlaf eigentlich? Früher war das mal Erholung. Jetzt ist das bloß Angriffspunkt. Wenn ich liege, bin ich offen. Wie ein Zelt ohne Reißverschluss. Wenn ich sitze, am Feuer, nachts, halb verfroren, halb wach – da kicken sie mich nicht weg. Ob Illusion oder nicht – das hier draußen ist der einzige Ort, wo mein Zustand nicht analysiert wird, sondern einfach existiert.
Zelle B. Das bin ich. Und auch nicht. Weil Bilder sich auflösen, wenn Alltag reinsickert. Weil selbst Namen keine Wand bauen gegen das, was man fühlt.
Die Diagnose? „Schwach maligne und langsam.“ Klingt wie ein Genre für mein Leben. Ich nenne es: Langsames Leuchten bei geschlossener Tür.
Und dann ist da Mursch. Mein Kater. Mein Zellengenosse. Mein leiser Revoluzzer. Die wollen mir erzählen, dass ich ihn frei lassen soll. Als wär Liebe ein Käfig. Aber sie kennen ihn nicht – diesen Blick, wenn ich ein Kabel neu biege oder wieder zu viel nachdenk. Er sitzt dann da wie ein Außerirdischer mit Herz. Und ich? Ich bin das Raumschiff.
Links, rechts, Mitte – mir egal. Ideologie hilft nicht gegen Nächte am Ofen, wenn du frierst und trotzdem noch lachen kannst.
Ich nenn das hier nicht „Sterben“. Ich nenn das: Stufen aus Stahl, Herz aus Chaos, und ein Kater, der mich besser kennt als jeder Arzt.
...Schlaf. Das war mal was Heiliges. Früher. Als die Welt noch nicht unter der Haut lag. Aber heute? Heute ist Schlaf ein verdächtiger Zustand. Keine Erholung. Sondern eine Einladung zum Angriff.
Wenn ich liege, bin ich ausgeleuchtet. Alles, was krank ist, kriecht aus den Ritzen. Ich werd durchlässig. Wie ein Netz, das nicht mehr fischt, sondern verliert. Mein Körper kämpft. Die ganze Zeit. Ich sitze daneben wie ein Betrachter – manchmal fast wie ein Zuschauer beim eigenen Ende. Und dann leg ich mich hin. Und statt Ruhe kommt dieser Energieabfall. Wie ein Stromausfall mitten im Konzert.
Ich spür das ganz deutlich: Schlaf macht mich schwach. Nicht still – sondern haltlos. Und trotzdem will man mir erzählen, ich soll ausruhen. Dabei ist das Feuer in der Nacht oft mein einziger Schutz. Solange ich wach bin, brennt was in mir. Nicht viel – vielleicht nur eine Zigarette Hoffnung. Aber wenigstens warm.
Hier draußen, auf den Stahlstufen, mitten im Wald, ist Schlaf keine Pause. Er ist eine Schwelle. Zwischen Sein und Verschwinden. Und manchmal frag ich mich, ob ich mir das überhaupt leisten kann – mich hinzugeben, wenn mein Körper ständig auf Alarm steht. Vielleicht ist das echte Ausruhen längst was für die Gesunden. Für die Erfolgsverwalteten. Für die, die nicht jede Nacht spüren, wie fragil ein Mensch sein kann.
Ich schlaf trotzdem. Aber nie ganz. Nie echt. Nur so weit, wie Mursch’s Atem mir sagt: Ich bin noch da. Dann reicht mir das.

Die Fortsetzunf folgt am nächsten Sonntag um 10:00h.

kolkhorst 2025

Maria Hill

Electro Gamer Funk

Related tracks