„Du und dein Spiegelbild, ihr kennt euch noch von früher. Von ganz lange her, von bevor das-erste-Mal-Kotzen-wegen-Alkohol, von bevor im-Club-auf-Klo-mit-sechs-Leuten-Speed-Ballern, von bevor nach-40-Stunden-wach-sein-krank-werden-und-eine-Woche-nicht-arbeiten-können-wegen-Fieber-und-Depression, von früher eben. Ihr kennt euch lange, aber nicht mehr so gut. Tatsächlich erkennst Du dein Spiegelbild nicht immer sofort. Ist halt schon länger her, gerade viel um die Ohren, Bass und Drogen und so, Techno halt, Wochenende Feiern gehen, ganz normal und so. Dein Spiegelbild ist eine ganz große Nummer, kennt DJs und Veranstalter. Dein Spiegelbild fühlt sich richtig in seiner Rolle, ist jetzt angekommen, hat zwar seit zwei Tagen nichts gegessen und Dünnschiss und kann sich kaum auf den Beinen halten, aber nach dem nächsten Wodka-E und ein, zwei fetten Nasen läuft der Motor wieder für mindestens zwei, drei Stunden.

Durch den Tisch krachen, nach Hause kommen, Küche sitzen, Kippe, Bier, irgendwas Schnelles hören, schnell noch ein Bier, den Pegel halten, bloß nicht müde werden, nicht einschlafen, oder wenn, dann für immer, aber heute geht’s weiter, heute ist erst Samstag, heute geht noch was, man ist nur einmal jung, schlafen, wenn man tot ist, saufen. Drittes Bier, hast schon fast keinen Kater mehr, schnell den nächsten Secco geholt, noch ne Mate, Schluck Kaffe.

 Schade, dass Du nicht auf einem Festival bist, dann könntest Du jetzt wenigstens eine Rotzen, ohne, dass Du einen Kommentar dafür ernten würdest. Wenn doch immer Festival wäre. Einfach nichts haben außer Zeit und Drogen und laute Musik und die Idee von jung sein, von frei sein. Nicht Mal ein Dach über dem Kopf haben; vielleicht bist Du deswegen dann immer so unbeschwert. Vielleicht ist obdachlos sein ja auch ganz geil. 

Egal, kurz abgelenkt, weiter Secco trinken. Rausgehen, mit Freunden treffen, oder mit Leuten, die auch schon Saufen, ans Ballern denken, übers Ballern scherzen, Taxi rufen, Ballern, Saufen. Perfekter Samstag. Oder Freitag. Oder Sonntag. Auch Montag bis Donnerstag, wenn man dich ließe. Secco leer, neuer Secco her. Kippe drehen, rauchen, auf der Bluetooth-Box Techno hören, später im Club dann Techno hören, beim Chillen am Kanal Techno hören, Saufen. Ballern. Geld hin- und herschicken. Hat noch einer genug Bargeld? 70 das Ganze. 200 für drei. Nasen werden getackert, man trifft sich woanders mit noch mehr Leuten, kleiner Rave, großer Rave, bis die Polizei kommt, kurz weggehen, Sammeln, Saufen, Ballern, Club vielleicht, ok lass Club, erstmal eine Rauchen, erstmal einen Saufen, erstmal eine Hacken.

 Dancen. Stundenlang. Vollkommen drüber und benebelt tanzen, bis die Beine schmerzen, kurz Erlösung finden, wahrhaftige Erleuchtung, ewige Erkenntnis, dass nichts eine Rolle spielt außer dem Hier und Jetzt. 

Das Hier und Jetzt in einem Drogencocktail das Wochenende runterspülen.


Und dann wieder: Montag.“

Aus dem Buch „Hedonisten, Hurensöhne“ von Frederik Smaluhn; eingesprochen, komponiert und produziert von Frederik Smaluhn, mit freundlicher Unterstützung von Justus Werner.

Hedo/Nismus (Demo)

your favorite unknown storytelling musicproducing & lifeenjoying atze 🤝

smaluhn

Popular tracks