Hauslos

"Eine Band", sagte ich. Es war ein kalt-sonniger Sommertag und ich saß mit einem Notizzettel und einer Tasse Kaffee in der Mensa der Universität der Künste (UdK) Berlin. Ich war vorbereitet. "Lasst uns eine Band gründen. So mit Bass, Keys, Schlagzeug, Gitarre und Trompete. Und zwei Sängern." Die Musiker mir gegenüber wirkten nicht ganz überzeugt.
Ich nahm meinen Kaffee und trank einen Schluck. Er war schwarz, aber es fehlte die Hafermilch, die er so dringend gebraucht hätte. Ich zeigte auf den Zettel, um meine Worten etwas Form und Farbe zu geben: Darauf stand genau das, was ich gerade gesagt hatte."Was für Musik wollen wir machen?", fragte Jazztrompeter Mathis. Sängerin Livia fügte hinzu: "Und wie?"
"Sechzehntelgrooves. Ein nicer Bass. Irgendwas mit mehreren Stimmen, nicen Changes, einer Prise Funk. Eigener Kram!", antwortete ich.
Ich nahm einen weiteren Schluck. Der Kaffee war inzwischen drei Grad kälter. "Wir kennen die Leute, wir müssen sie nur fragen. Da gibt es diesen krassen Schlagzeuger, Stefan. Ist übrigens auch Physiotherapeut. Wegen Bass könnten wir den SchuPra-King Djamal fragen. Für Gitarre müssen wir gucken, vielleicht kommt ja ganz zufällig im nächsten Semester ein Gitarrist dazu, der ganz zufällig Theo heißt." Während der Namensauflistung erhellten sich nach und nach die Gesichter; es klang schon jetzt wie eine Traumbesetzung. "Und du spielst Klavier und singst, Marc?", meinte Mathis. Ich nickte.
"Aber wer schreibt die Songs?" Gleichzeitig – mit nanosekündlicher Präzision, fast als würden wir ein Duett singen – sagten Livia und ich: "Ich." Wir schauten uns an. Mathis nickte. Freizeichen hatte das Licht der Welt erblickt.