Wir schreiben das Jahr 1667. Es ist Sommer. Heiß.
Die Grillen zirpen und es riecht nach Pferdemist. Links am Horizont die Kirche – Teile von ihr sind noch heute erhalten.
Der Timmsche Hof ist nicht weit entfernt, nebenan der von Bauer Görtze.
Auf ihnen steht das Original „Utspann“ – ein Hof zum Ausspannen der Pferdekutschen auf der Strecke zwischen Hamburg und Lübeck, die Gebäude mit den typischen Durchfahrten. Im Schatten ruhen sich Menschen von der Feldarbeit aus.

Gretje Offen ist in diesem Sommer vermutlich 45 Jahre und bereits verwitwet. Als Magd war sie in Bünningstedt in Stellung und lernte dort von einem Knecht, krankes Vieh zu heilen. 

Im Hochsommer 1667 erreicht Christian Albrecht – Bischhof des Stiftes Lübeck und Herzog von Schleswig-Holstein – auf seinem Schloss Gottorf eine Bittschrift von Einwohnern der Ämter Tremsbüttel und Steinhorst: sie beschuldigen Grejte Offen aus „lütken Hanestorf“, dem heutigen Kleinhansdorf, der Zauberei. Ihr wird, je nach Archivmaterial, vorgeworfen, den Tod von zwei oder aber dreizehn Pferden des Bauernvogts Joachim Offen aus Tremsbüttel verschuldet zu haben – er behautet, sie hätte sich dafür rächen wollen, dass er ihr Korn nicht eingefahren habe. Außerdem lastet man ihr den Tod zweier Pferde von Hinrich Dabelstein an: diese seien tot umgefallen, als Gretje sie aus ihrem Kornfeld trieb. Darüber hinaus sagt man ihr nach, in der Freitagnacht auf dem Blumenberg ihren Blocksberg gehalten und einen Geist namens Claus als Gehilfen zu haben.

Am 29. Juli 1667 antwortet Herzog Christian Albrecht auf die Anschuldigungen mit einem Bescheid, der besagt, „dass die von ihnen verdächtige Person zur Wahrheitserforschung erst mit dem Vorzeigen der Instrumente des Scharfrichters erschrecket und sollte sie dann nicht gestehen, mit der scharfen Frage belegt werde [...].“

Den Prozessakten kann man entnehmen, dass Gretje Offen beim Verhör zunächst alle Anschuldigungen von sich weist und ihre Unschuld beteuert. Nach wiederholter Bitte gestattet man Gretje, sich der Wasserprobe zu unterziehen – die Wasserprobe spricht jedoch dreimal gegen ihre Unschuld, worauf „man sie wieder zur Tortur gefüret und endlich die scharfe Frage vorgenommen hat.“ 

Am ersten Tag, ihrer Folter bekennt sich Gretje Offen in einigen Punkten schuldig: Sie gesteht, den Blocksberg gehalten zu haben. Und, dass ein Geist namens Klaus in Mannesgestalt zu ihr kam und sie begehrte. Er verrichtete sein Werk wie jeder andere Mann, „war aber ganz kalt gewesen und sie dadurch nicht schwanger geworden.“

Am 3. August um 4 Uhr morgens setzen der Amtsschreiber und der Scharfrichter die Befragung fort. In den Prozessakten heißt es, nachdem die Daumenschrauben gelinde angezogen wurden, habe sie alles freimütig bekannt. Sie gesteht, den Knecht Bartels, der ihr vor langer Zeit Bienen und Honig gestohlen hatte, mit Kräuter- und Blutzauber zu Tode gequält zu haben. Auch gesteht sie nun, die Pferde über ein „Donnerholz“ getrieben zu haben, woraufhin diese gestorben seien und die Pferde von Hinrich Dabelstein mit „Frischbrot und Salz, wie auch etwas Knoblauch“ umgebracht zu haben.
Das Vernehmungsprotokoll des Amtsschreibers wird dem Herzog Christian Albrecht zugestellt. Dieser fällt am 31. August das Urteil:

„Da Gretje Offen ihre abscheuliche Tat gestanden hat, ist sie […] mit dem Feuertod zu bestrafen. Da sie aber ein „einfältig Weib, das von Satan verleitet worden, so solle sie vorher stranguliert und nachgehens der Körper verbrannt werden.“

Gefördert wurde das Projekt durch die Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben! Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.

Wer war Gretje Offen?

Stadtgespräche.
Ein Hör-Gang durch den öffentlichen Raum

Fahrräder flitzen über den Radweg und zwei Herren klönen an der Straßenecke. Autos schieben sich durch die Rathausstraße und Kinder rollern von der Schule nach Hause. Im lebendigen Bargteheide herrscht ein reges Treiben. Doch wie nehmen wir - Kinder, Erwachsene, Menschen mit und ohne Behinderung, Alteingesessene und Zugezogene - die öffentlichen Räume in der Stadt wahr?

Mit internetfähigem Smartphone und Kopfhörer laden wir die Zuhörer*innen ein, durch das Stadtzentrum zu flanieren und mal die Perspektive zu wechseln. Lauschen sie den Stimmen von Bargteheider Büger*innen, wie erleben sie den öffentlichen Raum? Sie erzählen von Lieblingsplätzen und Angsträumen, 
Barrieren und Visionen, wo die Stadt zur Gemeinschaft wird. Mit Kommunikationsorten und Swimmingpools, Natur und Wasserspendern und Platz genug für alle auf dem Bürgersteig.

Von Caroline Heinemann und Kai Fischer mit Bürger*innen aus Bargteheide.
Träger: AWO Soziale Dienstleistungen gGmbH

Dieses Angebot wird durch das Projekt Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.“ gefördert.

Startpunkt:
Stadthaus (VHS/Bibliothek)
Am Markt 4, 22941 Bargteheide.

Gegenüber finden sie ein Schild
an einer Laterne. Scannen sie
mittels internetfähigem
Smartphone den QR-Code.

Alternativ: 
https://soundcloud.com/kai-f-die-azubis-fischer/stadtgesprache-ein-hor-gang-durch-den-offentlichen-raum

Vergessen sie ihre Kopfhörer nicht!


Sie hören:
Kai Fischer und Caroline Heinemann 
Marktstimmen
Mary Ritzau
Annegret Walther
Hend Ainsweh
Wolfgang Sarau für den Ring Bargteheider Kaufleute
Jürgen Engfer Leitung des Fachbereichs 4 der Stadtverwaltung Bargteheide
Louisa, Josefine, Jonas, Smilla und Pauline
Jonas Bewig für den Verein Jugend für Jugend
Ruth Kastner
und einen Maulwurf.

Besonderen Dank an Raisa Stolianska.

Für die Vermittlung von Gesprächspartner*innen danken wir:
Frau Birgit Schröder von der Bunten Vielfalt e.V.
Frau Gabi Malkowski von der Bargteheider Tafel
Herrn Baldur Müggenburg von der AG Beteiligung von Menschen mit Behinderungen



Für den Kontakt zur Stadt
Frau Anna Roggensack
und als Ansprechpartnerinnen der AWO
Saskia van der Heijden und Martina Reimers

Das Zitat über den Marktplatz stammt aus: 
Bargteheide im Amt Tremsbüttel von Wilhelm Postl.

Oktober 2023 Bargteheide

noises online vol. 1

Stadtgespräche - ein Hör-Gang durch den öffentlichen Raum

Wie riechen Aliens?

Schüler*innen des Bildungszentrums für Blinde und Sehbehinderte haben
im Stadtpark Hamburg fremde Welten und intelligentes Leben gesucht.
Entstanden ist ein Hörspiel, etwa 25 Minuten lang, voller Sinneseindrücke, Fragen, Ängste, und einer Mission: eine bessere Welt.

Steigen sie zu uns ins Raumschiff und lauschen.

Künstlerisch verantwortlich: www.dieazubis.de
gefördert durch: Fonds Kultur und Schule Hamburg und Stiftung Erlebnis Kunst
Dank an: Planetarium Hamburg (Dr. Voss), Bildungszentrum für Blinde und
Sehbehinderte

Wie riechen Aliens?

Ein Audiowalk von Die Wunderwollen 
zum Thema Trauer, Trost, Tod und das Schöne im Leben. 
Im Gespräch die Klasse 2c der Emil-Nolde Schule 
mit Seniorinnen und Senioren aus Bargteheide.
Mehr unter: www.wunderwollen.de/Erde  

Initiiert wurde das Projekt vom Bargteheider Kai Fischer, der unter anderem auch das Projekt „Schritt für Schritt“ über den Todesmarsch 1945 durch Bargteheide gestaltet hat. Seine preisgekrönte Theatergruppe „Die Wunderwollen“ mit Dorothee de Place, erarbeitet in der Regel Theaterprojekte für Kinder in Hamburg und Schleswig Holstein. Beraten wurden sie von Dr. Caroline Heinemann.

Ein besonderer Dank geht an Meike Furler Steinhagen, Lehrerin der Klasse 2C. 
Dank auch an Katja Balkenhol vom Hospiz Junge Trauer, Ahrensburg.


Gefördert wurde das Projekt durch die Stiftung Erlebnis Kunst, das Land Schleswig Holstein durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie durch den Stabsbereich Kultur in Stormarn im Rahmen
des Förderprogramms „Kultur und Schule.

Startpunkt für „Spazierhörer:innen“: Friedhof Bargteheide, Haupteingang 
					
Das Projekt ist jederzeit online abrufbar. 

Die Fotos von Timon Kronenberg.

Der Weg ist barrierefrei. 

www.wunderwollen.de

10 Fragen über das Leben und den Tod

Am 01.05.2020 jährte sich einer der letzten Todesmärsche von ca. 200 KZ - Insassen aus dem Lager Neuengamme durch Bargteheide. Der Audiowalk führt die Zuschauer*innen mittels Kopfhörer durch den Stadtraum Bargteheides den Originalweg des Todesmarsches entlang.

Die Zuschauer*innen hören historische Daten, gelesene Zeitzeugenberichte und setzten die historischen Fakten und Erlebnisberichte mit dem heutigen Stadtbild, bestimmten Orten und Wegen, in Verbindung. Zudem wird der Stadtraum zu einem Ort künstlerischer Auseinandersetzung. Gedanken, Gedichte, Wünsche, Visionen und Lieder von Bargteheider Bürger*innen thematisieren die Bedeutung, an die NS Zeit zu „erinnern“, sowie Wünsche und Träume für ein heutiges und zukünftiges Zusammenleben. 

In der Überzeugung, dass „Erinnern“ stetiger Teil der Stadtkultur sein muss, um Missstände in der Gegenwart zu erkennen, geben wir die Möglichkeit, den Alltag für einen Moment zu unterbrechen. Wir geben Raum durch Kunst inne zu halten und sich der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart zur Gestaltung der Zukunft bewusst zu werden.

Die Zuschauer*innen können den Audiowalk jeder Zeit einzeln und selbstständig begehen.
 
Startpunkt: Ortseingang Bargteheide
Kreuzung Eckhorst / Hamburger Straße
(gegenüber von Lidl)

Schritt für Schritt

Kai Fischer ist freischaffender Regisseur in Hamburg. Er lebt mit seiner Familie in Bargteheide.

Geschichte und Geschichten

Popular tracks