für Lithophon und andere Steine (1999)
Christian Dierstein
1: Ohne Titel 00.00
2: Hommage à I.St. 00.07
3: Hommage à O.M. (blättrig) 00.21
4: Presto 00.39
5: Hommage à G.K. und A.W. (gestreift) 00.55
6: Hommage à D.W. 01.40
7: Schleichend (serpente) 02.16
8: Hommage à H.E. (tropfend) 02.48
9: Tropfstein (fleckig) 03.34
10: Presto tempestoso 04.12
11: Il sallo delle Torriglie 05.01
12: Sasso nero (fasrig) 05.29
13: Schmerz (geflammt) 06.17
14: Ohne Titel 06.55
15: Ohne Titel 07.22

Steinschlag op. 17.2

Aufzeichnung 11 des königlich bayrischen Henkers Bartholomäus Ratzenhammer für Blockflöte(n) und Tenor
(...sowie verschiedene akustische und visuelle Zutaten)
(2013)
Nach einem Text von Herbert Rosendorfer (Letzte Mahlzeiten)

Ums n' Jip
Live, Winterthur, 7.4.2014
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Hs5WVuVn-5g

Sieben Letzte Mahlzeiten Op. 28

Per due violoncelli (2022)
Live-Recording
Milo Ferrazzini e Claude Hauri

Tief in uns schlummern Lieder. Sie sind Teil unserer ureigenen Wurzeln und der Zeit. 
Im Sommer 2020 bekam ich im Rahmen eines Projektes die Möglichkeit im Wallis Menschen kennen zu lernen, welche dort schon lange ansässig oder erst kürzlich als Migranten eingewandert sind. Ich bat diese Personen mir je ein ihnen besonders wichtiges Lied vorzusingen. Die Art und Weise wie sie dieses Lied einzig für mich, in einer quasi intimen Situation vorsangen, erzeugte bei mir sofort ein tiefes Verständnis für jeden einzelnen dieser Menschen, fast eine Vertrautheit, ohne Worte. 
Sieben dieser Lieder bilden die Grundlage meiner Komposition für zwei Violoncelli. Mein Anliegen ist es diese Personen, so wie sie sich für mich klanglich und menschlich offenbarten, mittels ihrer Lieder respektvoll zu «portraitieren». Ich tue dies als Komponist auf meine Weise, mit meinen Klangfarben und inszeniert als Ganzes mittels einer harmonisch-formalen Konzeption. Und: soweit ich die Texte der Lieder verstehe, fliessen auch diese Eindrücke mit ein in die Komposition. 
Die einzelnen Portraits werden verbunden durch zumeist fein gesponnene «Klangfäden». So scheinen nun die einzelnen Lieder wie in einer Galerie zu hängen. Wir «betrachten» jedes «Klangbild» für eine gewisse Zeit und gehen dann weiter zum nächsten Portrait. 
Die portraitierten Personen sind: Tsega (Eritrea), Regula (Zwei Härze, Wallis), Carmen (Mis Derfi, Wallis), Mursal (Liebeslied, Somalia), Sonam (Gebet, Tibet), Weldeselase (Liebeslied, Eritrea), Regula (Mis Gletscheralphitje, Wallis)

Canti in forma di ritratti appesi a fili sottili Op. 39

Quasi idilliaco
(Die Fragilität des schönen Scheins)
Heterotrope Idyllen 
für Hang solo und Streichorchester (2011/12)

Live-Mitschnitt April 2014
Orchestra della Svizzera Italiana, Tilo Wachter (Hang)
Auftragswerk der Basel Sinfonietta

HANG ist gefährlich nahe an IDYLLE. Einfache Skalen, repetitive Muster und ein einlullender Klang können ohne weiteres Arkadien evozieren, mit all seinen Attributen (Quelle, Bach, Baum, Lichtung, Höhle, Tempelchen), seinem Personal (Hirten, Nymphen, Schafe, Vögel, Götter, Musen) und seinem Klang (Plätschern, Flötenspiel, Gesang, Scherzen, Lachen, Gezwitscher und Gezirpe). Natur und Kunst scheinen in diesem artifiziellen Konstrukt zu verschmelzen, Zeit und Raum stillzustehen. Denkt man sich dann noch Streicher dazu, und passt dabei nicht höllisch auf, generiert  man unversehens WIRKLICHKEITSFLUCHT.
 Grund genug als Komponist dem Idyllischen aus dem Weg zu gehen?
Im Gegenteil!
Ich schaue mich um und sehe lauter Sehnsüchte von Sehnsüchten, unzählige Idyllen-Klischees vor und hinter der Mattscheibe: Vorgärten, hyperästhetische „beautiful houses“ mit Erkerchen hier und Säulchen da, Plastik-Arkadien in Shopping-Malls oder eine mit einem riesigen Foliendach überdeckte Karibik-Imitation... Ich weiss: gegen düstere Erlebnisse bauen wir innerlich und äusserlich Gegen- oder Überwelten auf. Aber dass die Sehnsucht nach der Idylle selbst im Luxus über eine solch enorme Antriebskraft verfügt haut mich um.  – Spannend wird es aber anderswo: so richtig Schein-Idyllen-fündig werde ich in Ausstellungen unserer Zeitgenossen. Wie hier Idyllen hintergründig oder sinnlich in Schieflage gebracht werden, eine wahre Freude für Aug und Hirn.
Da die Idylle, und das stand ja stets im Mittelpunkt der menschlichen Existenz, das Streben nach Glück kondensiert, wer würde es mir verübeln, wenn ich zum Schluss, nach all den Einsichten, nicht doch noch Raum und Zeit verschmelze?

Quasi Idilliaco Op.27

Phantasos - oder Pavarottis Traum - für Flöte Solo (1999)
Felix Renggli, Flöte

Phantasos op. 16

Version für Sopran, Hammer und Klavier (2001)
(Rahel Pailer, Carter Muller: live ZHdK 22.10.2022)
Text: Robert Walser

Es kommt mich... op. 19.2

Für Streichtrio und Schwebeklang (Orgalitho-Stein)
(2008)
Mondrian-Ensemble
Live-Aufnahme, Gare du Nord, Basel

„Der Schlussstein (Wölbstein, Kolophon, Abhängling) ist der oberste Stein eines gemauerten Bogens oder Gewölbes. Es gehört zum mechanischen der Baukunst, zu wissen, wie der Schlussstein müsse beschaffen sein, dass der Bogen oder das Gewölbe dadurch seinen festen Schluss und seine Hältnis bekomme.

Die besondere Auszeichnung des Schlusssteines, wenn sie auch in nichts bestünde als dass man ihn über die Fläche der Mauer etwas heraustreten ließe, scheint darin ihren Grund zu haben, dass es natürlich ist das Ansehen der Festigkeit dadurch zu vermehren, dass man den Stein, auf den das meiste ankommt, dem Auge merkbar mache.

Es ist zur Gewohnheit gekommen, Schlusssteine als angeheftete Menschenköpfe zu bilden. Diese Zierrat, die in der Ruhm- und Rachsucht ganz wilder Völker ihren Ursprung hat, ist eben nicht zu empfehlen. Aber völlig ungereimt ist es an die Schlusssteine lebendige Menschen- oder gar als Engelsköpfe auszuhauen. Denn auch die ausschweifendste Einbildungskraft wird keinen Grund entdecken, warum lebendige Wesen den Kopf aus einer Mauer herausstrecken."

(Johann Georg Sulzer „Allgemeine Theorie der Schönen Künste" Band 2. Leipzig 1774, S. 1035.)

Schlussstein op. 22.2

"Steinschlag"- Version für Lithophon, andere Steine und Klavierquartett (1999/2018)

Mondrian Ensemble, Live @ Gare Du Nord

Fossils&Shadows op. 17.2c

for electric guitar and videoprojection (2016/17)

for Mats Scheidegger, guitar (live Performance)

Dies ist eine eher stille Hommage an Benjamin Britten ohne direkt auf seine Musik zuzugreifen. (...einmal abgesehen von einer winzigen, bestens versteckten Ausnahme...) Britten ist präsent durch sein filmisches Abbild und seine selbst geäusserten Gedanken in Bezug auf Instrumentalmusik, elektronische Musik und Kantabilität. Meine Musik reibt sich an diesen Gedanken, sie lässt sich aber auch auf sie ein. Auf meinem Weg die elektrische Gitarre neu zu denken und zu transformieren stiess ich auf Klänge, die einem entfernten Glockengeläut ähnelten. Sie faszinierten mich und bilden nun die Grundlage dieser Musik. Für Britten spielten Glocken weder klanglich noch spirituell eine grössere Rolle, einmal abgesehen davon, dass er das Geläut von San Marco transkribierte und in seine letzte Oper montierte. Gesang jedoch könnte man, ohne gross zu übertreiben, als Brittens musikalisches Epizentrum bezeichnen.

Bells and chants for Benjamin op. 32

"Schluss-Fuge" der Kammeroper in fünf Akten in Form eines Gelages
für sieben SängerInnen und sieben Instrumente
(2005-2010)

Fossils&Shadows op. 17.2c

Mathias Steinauer

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