In der indischen Mythologie ist Ganesha der Gottesaspekt, der die Hindernisse aus dem Leben eines Gläubigen räumt. Gemeint sind natürlich "innere" Hindernisse, also Gewohnheiten und Verhaltensmuster, die einem in mentalen Fesseln gefangen halten.

Ganesha wird dargestellt mit einem Elefantenkopf. Zum Bassriff, das sich durch das ganze Stück hindurchzieht, stelle ich mir vor, wie Ganesha in ungebremster Manier über eine weite Ebene rennt und dabei alles, was ihm in den Weg kommt aus dem Weg räumt / über den Haufen rennt.

Take A Ride With Ganesh

Diese Melodie ist inspiriert durch ein Konzert, das ich vor einem Jahr gehört habe im Milchhüsli Basel. Es spielten Niko Seibold (as), Stefan Plecher (p) und Grzegorz Wlodarczyk (b).

Die dreistimmigen Flöten-Voicings wurden nachträglich von Tim Hurley eingespielt. Die Idee der Flöten kam mir erst beim Rhodes-Overdubbs einspielen in Danis Studio am Mannheimer Messplatz.

In meinen Stücken setze ich mich mit der Frage auseinander, wie man lange Solo-Formen schreiben kann, die jetzt nicht 32-taktig von der Form ABAC oder AABA sind. Stolz aus Holz hat so eine lange Soloform, die mehr an eine Hügellandschaft erinnert. Die Mittelpassage ist inspiriert von Herbie Hancocks spielweise. Sehr passend Jonas Winterhalters "Freddie Hubbard"-like playing.

Stolz Aus Holz

Die Melodie hat den Text: "Sa va Sa ti, Sa va Sa ti" Eine Wortspielerei. Französisch: ça va Satie? (Wie geht es dir Satie?) Das Thema ist witzig verspielt und schlingert zwischen Ab moll und C moll hin und her.

Sa Va Sa Ti (Ca Va Satie )

Das Thema ist eine Ozean-Welle, die sich bricht und ein weiss sprudelndes Gischt-Mosaik hinterlässt.

Kristallklar

Dieser Track erinnert mich an die Stimmung auf der CD Miles Ahead von Miles Davis und Gil Evans. Da steckt aber keine Intention dahinter. Das hat sich so ergeben.

Der grossartige Hall, der Dani Mudrack drauf legt, lässt das Stück an eine James-Bond-Szenerie erinnern.

Kalt, Nebel, Sonnenstrahl

Diese Melodie ist einem Freund gewidmet. Die Melodie kam, als der Abschied nahte. Trauer und Freude vermischen sich zum Tanz. Man kennt sich erst seit kurzem, aber ist doch so vertraut. Danke!

Joyful Goodbye

Dieser Track demonstriert am besten, was ich unter dem Konzept "Post-harmonic" verstehe. Die Bläser-Voicings sind zwar harmonisch aber in keiner Tonart zu hause. Es ist mehr eine Klang-Dichten-Idee, die die Harmonien bestimmt und keine Schulbuch-Harmonik. Die Piano-Voicings gehen den Bläsern ziemlich quer und erzeugen so noch mehr (dissonante) Energie. Dur und Moll, kleine und grosse Septime verschmelzen in einer Kernfusion miteinander!

Erst wollte ich einen anderen Take des Sax-Solos nehmen, der von Anfang an noch energetischer war. Aber für das Gesamtstück erschien es Daniel Mudrack und mir dann sinnvoller die ruhigere Variante zu nehmen, die mit ausgefeilteren Melodie-Linien trumpft und mehr Aufbau zulässt.

Excuse Me ...  Can You Tell Me The Direction To Myself

Dieses Tune habe ich ursprünglich für mein Bachelor-Projekt im 2010 geschrieben. Die Besetzung war da etwas anders mit voc, ts, tb, b, p, dr. Für die neue Band habe ich das Arrangement überarbeitet.

In Lous Solo geht die Band ordentlich ab. Wir erreichen neue Höhen! Die Rhodes-Overdubbs sehr tasty reingeschnitten von Dani Mudrack verleihen dem Stück noch mehr Farbe.

Erwachen

Diese Melodie habe ich kennen gelernt, als ich im September 2016 in einem Ashram (in etwa: Kloster) in Kerala war. Als ich sie zum ersten Mal gehört habe (gesungen von einer Bhajan-Gruppe), dachte ich: Wow, diese Melodie kommt direkt aus dem Himmel!

Für Janto's Oktaeder habe ich die Melodie arrangiert. Damit die vielfältigen, farbenreichen Harmonien zum tragen kommen, habe ich das Tempo reduziert. Das Original wird etwas schneller gesungen.

Arati (for Ganesha)

Dieses Stück ist ebenfalls eines meiner älteren. Ursprünglich für das Bachelor-Projekt (Phonetarium) im 2010 geschrieben.

Interessanterweise kommen in diesem Stück zwei Stücke als Inspiration zum Durchscheinen. Das erste ist Gogo von der Bob Mintzer Bigband. Zu der Zeit spielte ich in der ETH-Bigband und dort war das Stück Gogo im Repertoire. Ich war mega begeistert von diesem Stück. Die reibenden Voicings und die rhythmisch interessant gesetzte Saxophon-Unisono-Linie am Schluss des Arrangements.

Das andere Stück ist El Matador von Kevin Hays - gespielt mit seinem Quintett mit Joe Henderson am Tenor. Die Form dieses Stücks ist sehr originell - ungerade Taktzahlen und unerwartete Einsätze prägen das Arrangement.

Von Gogo liess ich mich leiten, um die leicht clashenden Harmonien zu setzen (sus 4 mit der Terz im Bass usw.). Von El Matador liess ich mich leiten, um die ungerade Formstruktur zu erarbeiten. Letztendlich waren es auch Hans Feigenwinters Inputs, in meinen Kompositionen den harmonischen Rhythmus mehr aus dem inneren heraus zu hören anstatt von Vornherein auf eine 32-Takt-Form hinzusteuern.

Ritter Kato

Janto kann sich glücklich schätzen, mit diesen 7 Jungs 7 Musiker gefunden zu
haben, die crazy genug sind, diese dissonanten Anomalien in den Äther raus zu pusten!!! In der Höhle des Löwenzahn lauern unausgesprochen furzige Quacksalber mit besserwisserischen Brillenränderblicken, die erschreckt zurückschrecken beim Anschwall dieser jerichoschen Posaunentirade !i!i!

Was Journalisten sagen könnten:

„Das Projekt Janto’s Oktaeder folgt ideell den grossen Wegbereitern der modernen improvisierten Musik: Eric Satie und Claude Debussy. Ohne Rücksicht auf Verluste greift Bard (Janto) tief in den harmonischen Giftschrank...“

„Musikalisch lässt sich Bard von Bigband-KomponistInnen der Gegenwart und jüngeren Jazzgeschichte wie Gil Evans, Carla Bley, Bob Mintzer oder Maria Schneider inspirieren, ohne platt Versatzstücke aneinander zu reihen, sondern stets etwas neues, frisches schöpfend.“

„ ‚Hyper-Sensibilität’ und ‚Ultra-Aufmerksamkeit’ zählen schon lange nicht mehr als Alleinstellungsmerkmale – das sind sie alle. Was diese Musiker auszeichnet, ist eine warmherzige Einstellung, die noch treffender mit dem englischen Wort ‚humble’ denn mit dem deutschen ‚Bescheidenheit’ beschrieben wird.“

Was Musikwissenschaftler schreiben könnten:

„Die Musik von Janto’s Oktaeder bewegt sich grösstenteils ausserhalb von Tonarten, was natürlich nicht heisst, dass sie atonal oder gar Freejazz ist. Harmonische Grenzen werden ausgelotet. Getrieben von der Frage, wie viel Dissonanz „vergibt“ einem die Musik, erkundet Bard in seinen Kompositionen und Arrangements Akkorde und Klangfarben, für die es in der Harmonielehre schon lange keine Namen mehr gibt. Der Kunstgriff zum „entgiften“ der Keimzelle jeglicher Dissonanz – des Clusters der zwei aufeinanderfolgenden kleinen Sekunden – , ist, dass dieser Akkord, mittels der Verwandtschaft von Komplementärintervallen, als zwei aufeinanderfolgende grosse Septimen uminterpretiert wird und somit die Regeln der klassischen Jazzharmonielehre in einer quasi bitonalen Version Anwendung finden. Durch das Expandieren der zuvor in einem musikalischen Raum einer grossen Sekunde konzentrierten Dissonanz auf beinahe zwei Oktaven, nimmt die Dissonanz pro Register erheblich ab, was einem das Zuhörerohr dankend quittiert.“

Postharmonic Orchestra