Nachmittag mit und ohne Sonne
Kamera: Theo Thiesmeier Malerei: Sabine Funke Musik: Thomas Taxus Beck

Die Komposition bezieht sich in ihrer formalen Anlage zum einen auf die farbliche Anlage der spirituellen Wandarbeit der Malerin Sabine Funke, zum anderen auf die Kamerabewegungen des Filmemachers Theo Thiesmeier. Dabei vertont die Musik den Film nicht in herkömmlichem Sinne, sondern behauptet sich als formal eigenständiges und gleichberechtigtes Medium neben Farbe und Form der Malerei sowie den Bewegungen der Kamera.

Ebenso wie Sabine Funkes Wandmalerei auf geistiger und materieller Ebene einen Bezugspunkt in der Freskenmalerei erkennen lässt, erinnert der Duktus und die Klangfarbe des musikalischen Materials an Gesänge des Mittelalters. Das klangliche Ausgangsmaterial ist dem 1993 entstandenen „aber“ für Mezzosopran und Klarinette, einer Auseinandersetzung mit der gregorianischen Klangsprache, entnommen.

Meine Absicht war, einen klanglich gegliederten Raum zu schaffen, in dem mittels dreier struktureller Elemente versucht wird, den Berührungspunkten der verschiedenen Medien nachzuspüren.

So konzentriert sich der Klang zu einem rauschenden Zischen, wenn die Kamera ein Detail fokussiert oder durch einen Spalt hindurch einen Durchblick in einen anderen Raum ermöglicht. Als zweites motivisches Element sind Obertöne zu erkennen, welche durch Filterungen entstanden sind. Sie stehen in Bezug zu dem großen Fenster, übernehmen die Bewegung der Kameraführung und erscheinen durch Transpositionen in ihrer Anlage ständig verändert. Das dritte Element, der Vokalklang, begleitet die farblichen Flächen in ihrer Ausdehnung und Farbwirkung. Es entwickelt sich im zweiten Teil des Films in einer hymnischen Geste hin zu einem erkennbaren Zitat des Ausgangsmaterials, des „aber“ für Mezzosopran und Klarinette.

taxusbeck