Der britische Untersuchungsbericht zum Mordfall Litwinenko vom 21. Januar 2016 - geschrieben nach dem Baustein-Modell von Dietz Schwiesau.

Ein britischer Untersuchungsrichter macht den russischen Präsidenten Putin für einen Mord mitverantwortlich. 
Es geht um den früheren russischen Agenten Litwinenko. Er war Ende 2006 in London vergiftet worden – laut britischer Kriminalpolizei mit hochradioaktivem Polonium. Jetzt heißt es in einem neuen britischen Untersuchungsbericht: Der russische Geheimdienst habe den Mord in Auftrag gegeben und Präsident Putin habe die Tat wahrscheinlich gut geheißen. 
Litwineko gehörte zu den schärfsten Kritikern Putins. 
Der Untersuchungsrichter legte keine Beweise für eine Mitverantwortung Putins vor, aber dafür spreche die Kommandostruktur des russischen Geheimdienstes. Sicher ist sich der Bericht, wer die Täter waren: der frühere Geheimagent Lugowoi und der Geschäftsmann Kowtun. Sie sollen Litwinenko am 11. November 2006 in einem Londoner Hotel getroffen und ihm dort das Polonium in den Tee getan haben.

Beim Bausteinmodell liefern wir Hintergründe, Einzelheiten und andere Elemente  nicht nach einem bestimmten Schema, sondern dort, wo sie dem Hör-Verständnis helfen. Oft läuft das nach dem Thema-Rhema Prinzip. Besonders deutlich wird das am Anfang der Meldung: „Putin wird für einen Mord mitverantwortlich gemacht. Bei dem Mord geht es um den Tod Litwinenkos. Litwinenko war...“. 

So texten wir stringent und ausschließlich nach der Maßgabe: So kann man das ohne großes Vorwissen verstehen.

Baustein-Modell

Der britische Untersuchungsbericht zum Mordfall Litwinenko vom 21. Januar 2016 - geschrieben nach dem Andockmodell nach Thomas Kropf.

Vor gut neun Jahren wurde der frühere russische Agent Litwineko in London vergiftet. Er starb offensichtlich, weil ihm jemand hochradioaktives Polonium ins Getränk gemischt hatte. Zu diesem Schluss kam damals die britische Kriminalpolizei. Das galt an sich schon als brisant, weil Litwinenko ein scharfer Kritiker des russischen Präsidenten Putin war. Jetzt könnte noch mehr Brisanz in den Fall kommen. Denn ein britischer Untersuchungsbericht zieht den Schluss: Litwineko sei im Auftrag des russischen Geheimdienstes ermordet worden und Präsident Putin habe den Mord wahrscheinlich gebilligt. 
Der Untersuchungsrichter legte dafür zwar keine Beweise vor, aber für die Theorie würde die Kommandostruktur des russischen Geheimdienstes sprechen. Für erwiesen hält der britische Richter, dass der frühere Geheimagent Lugowoi und der Geschäftsmann Kowtun die Tat ausgeführt haben. Sie sollen Litwinenko am 11. November 2006 in einem Londoner Hotel getroffen und ihm dort das Polonium in den Tee getan haben.




Beim Andockmodell, versuchen wir an das anzudocken, was der Hörer mutmaßlich schon weiß. „Ach ja – die Geschichte hab ich damals mitgekriegt!“ (Wenn nicht, kennt er sie jetzt). Dadurch habe ich im Idealfall dem Hörer eine Grundlage gegeben, um die Neuigkeit und die Einzelheiten aufzunehmen. 

Das, was ich hier „Einordnung“ nenne, ist nicht unstrittig. Manche Redakteure empfinden solche Überleitungen als zu wertend. Ich meine: Einen Umstand als „brisant“ zu bezeichnen, ist keine Wertung, sondern eine Beschreibung der politischen Dimension des Falls. Eine solche Einordnung hilft, die Bedeutung der Nachricht aufzunehmen und hilft ungemein dem Hör-Verständnis. 
Richtig wertend wäre hier: „Dass jemand (bzw. Russland) Litwinenko ermordet hat, war falsch / war richtig...“


Andockmodell

Der britische Untersuchungsbericht zum Mordfall Litwinenko vom 21. Januar 2016 - geschrieben nach dem Modell der Nachrichtenpyramide.

Der frühere russische Agent Alexander Litwinenko ist wahrscheinlich mit der Zustimmung des russischen Präsidenten Putin ermordet worden. Zu diesem Schluss kommt ein britischer Untersuchungsbericht, der heute in London präsentiert wurde. Darin heißt es, die Täter hätten Litwinenko vor gut neun Jahren vergiftet – offensichtlich im Auftrag des russischen Geheimdienstes. Präsident Putin habe den Mord wahrscheinlich gebilligt. Dafür legte der Untersuchungsrichter zwar keine Beweise vor, aber für die Theorie würde die Kommandostruktur des russischen Geheimdienstes sprechen. Ausführende Täter waren laut dem Bericht der frühere Agent Lugowoi und der Geschäftsmann Kowtun. 
Litwinenko gehörte zu den schärfsten Kritikern der russischen Regierung. Er war Ende 2006 an einer Vergiftung gestorben. Ermittlungen der britischen Polizei hatten ergeben, dass ihm jemand hochradioaktives Polinonium ins Getränk gemischt hatte.

Nach dem klassischen Modell steht das Neue am Anfang. Der Nachteil: Wir setzen Vorwissen oder zumindest Geduld voraus – denn wer weiß im Jahr 2016 noch aus dem Stehgreif, wer Litwinenko war? Die Gefahr ist, dass der Hörer darüber nachdenkt und der eigentlichen Meldung nicht mehr folgt oder folgen kann.

Pyramide

Invitation to Sam Witwer

Nachrichtenmann beim Hessischen Rundfunk
news-editor / German Public Radio

Kevin