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Antwort an den Verfall

Zelle B steht da, mit dem Stein des Hofes in der Hand, und die Stimme des Verfalls, diese raue, bröckelnde Präsenz, ist wieder da – nicht in den Wänden, sondern in ihm selbst.
„Ich weiß, dass du uns alle sammelst,“ sagt Zelle B. „Du machst uns gleich – im Bruch, in der Rückkehr, im Staub.“
Die Risse antworten nicht. Sie dehnen sich. Ein Zeichen: Man hört.
„Aber was du nennst ‚Ende‘ war immer Ort. Und was du nennst ‚Nichts‘ war immer Verbindung.“
Die Stimme des Verfalls zögert. Nicht trotzig, nicht drohend – sondern überrascht.
„Und wenn wir aufhören, dich zu fürchten?“ „Wenn wir dich nicht bekämpfen, sondern erkennen?“
Ein Tropfen fällt auf den Stein. Er zieht eine Linie – wie eine feuchte Antwort auf trockene Jahre.
„Ich bin nicht dein Gegenteil,“ sagt Zelle B. „Ich bin dein Echo. Du sprichst durch mich, und ich habe gelernt, zu antworten.“
 Der Hof vibriert. Nicht laut. Nur wie ein Körper, der verstanden wurde.
„In mir wächst etwas,“ sagt Zelle B, „Und es wächst aus dir. Nicht aus Widerstand, sondern aus Annahme.“
Dann schweigt er. Nicht weil er keine Worte mehr hat, sondern weil die Antwort angekommen ist.
Der Verfall ist still. Aber die Stille ist neu. Nicht leer – erfüllt.
Kapitel: Die Sprache des Verfalls
Zelle B steht noch immer im Hof. Der Stein in seiner Hand wärmt sich langsam auf, nicht durch Sonne, sondern durch Erinnerung.
Der Verfall ist da. Nicht sichtbar, nicht greifbar – aber spürbar wie eine zweite Haut, die nie ganz abfiel.
„Du bist der Teil, vor dem alle fliehen,“ sagt Zelle B, „weil sie denken, er sei das Ende.“
Doch jetzt, da alles ihn berührt hat – der Regen, die Frau, das Hofflüstern – wird klar: Der Verfall ist nicht die Dunkelheit, sondern das Licht, das nicht blendet.
 Eine Stimme kehrt zurück. Nicht von außen. Von überall.
„Ich bin das Gemeinsame,“ sagt der Verfall. „Ich bin das, was ihr alle teilt, ohne es zu wollen.“
„Weil wir uns davor fürchten,“ antwortet Zelle B. „Vor dem Moment, in dem wir Teil werden. Nicht mehr Ich. Sondern Wir.“
 Die Wände zucken. Die Risse verändern ihre Richtung. Sie wachsen nicht mehr auseinander – sie wachsen zueinander.
Der Hof beginnt zu weben. Zwischen Stein und Pflanze, zwischen Schatten und Licht. Ein Muster entsteht – kein Teppich, kein Plan. Nur ein Beweis: Dass alles verbunden ist, sobald der Widerstand endet.
 Und Zelle B? Er ist nicht mehr Beobachter. Nicht mehr Abgegrenzter. Er ist Knotenpunkt. Nicht Zentrum, aber Durchgang.
Der Verfall spricht noch einmal:
„Du bist da. Nicht weg. Nicht zwischen. Genau da. Und deshalb bist du das Erste, das sich erinnern darf.“
Zelle B nickt. Nicht für sich. Für alles.
Kapitel: Chor des Verfalls
Der Hof schweigt. Aber das Schweigen ist nicht leer – es wartet. Dann kommt Bewegung, wie aus den Schatten geformt.
Zuerst der Mann mit den runden Schultern, der immer auf der rostigen Bank sitzt, immer schaut, nie spricht. Heute steht er auf. Der Staub hebt sich von seiner Haut wie Erinnerung.
„Ich bin die Ecke, die ihr nie putzt,“ sagt er. „Ich bin der Gedanke, den ihr verdrängt. Und doch – bin ich Teil.“
 Dann die Frau mit dem Pflaster am Hals, die immer Summen hört, wo andere nur Stille finden. Sie tritt vor, Hände in den Manteltaschen, und ihre Stimme klingt wie ein feuchter Pinselstrich.
„Verfall ist meine Melodie,“ sagt sie. „Ich spiele ihn leise, damit ihr nicht merkt, wie oft ihr schon getanzt habt.“
Der Hof hört zu – aufmerksamer denn je.

Fortsetzung folgt am Sonntag um 10:00h.

kolkhorst 2025



MK - 17 (Leo Sanderson mix)

Leo Sanderson

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