Am 22. November 1985 titelt die "Zeit": "Bauer Maas gibt auf". Der damals 54-jährige Landwirt muss Abschied von seinem Bauernhof nehmen. Wo seine Felder und der Hof liegen, die seit dem 17. Jahrhundet im Besitz seiner Familie sind, soll künftig neuer Raum für einen schnellen Brüter entstehen. Was ist geschehen? Schon länger liegt sein Hof im Schatten eines 98 Meter hohen Kernkraftwerks. Seit 13 Jahren wehrt sich Josef Maas gegen den Atomreaktor wenige Meter vor seiner Haustür, will sein Grundstück nicht verkaufen. Der Rechtsstreit ist kräftezehrend und teuer. Trotz der vielen Spenden aus der Bevölkerung, ist die Familie Maas am Ende. Martin Pannen, der Landesgeschäftsführer der NRW-Grünen sagt damals, die "indirekten Folgekosten, der jahrelange psychische Druck, der hohe Zeitaufwand und die ungeheure Energie, die Maas in seine Arbeit hineingesteckt hat", hätten die Familie zugrunde gerichtet. Pannens Partei "Die Grünen" unterstützt den Bauern, kauft Teile des Hofs. In der Partei hat Kraftwerkbetreiber RWE einen Rivalen gefunden, der die Ausdauer und die Mittel besitzt, den Streit um das Land auszufechten. Wird der Kaufvertrag zwischen Maas und den Grünen nach Ablauf der Widerrufsfrist bindend, das weiß RWE, werden Sie die Bauarbeiten an ihrem Sieben-Milliarden-D-Mark Reaktor aufgeben müssen. Eine Woche haben Sie Zeit, das Land in Besitz zu nehmen.
Eine "Erpressung", so ordnet die "Zeit" das Vorgehen ein. RWE schickt falsche Käufer zum verzweifelten Maas, die ihm Angebote für den Hof machen, die weit unter dem Verkehrspreis liegen. Dann tritt RWE selbst auf den Plan und macht ein letztes Angebot: Sie bieten den objektiven Grundstückswert als Kaufpreis an, wohlgemerkt nicht den Wert, den das Land für das Unternehmen hat. Allerdings nur unter einer Bedingung: Noch in der selben Woche muss Maas zustimmen, den Vertrag mit den Grünen aufkündigen und den Hof verlassen. Mitsamt seiner sechsköpfigen Familie. 
Doch obwohl der schnelle Brüter von Kalkar nahe der Niederländischen Grenze daraufhin fertiggestellt werden konnte, wurde er nie in Betrieb genommen. Das ist die Geschichte der "Kalkarer Proteste".

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S02 - Anti-Atomkraft

Wir schreiben den 17. September 2011, ein Zeltdorf mitten in New York. 1000 Menschen haben sich friedlich versammelt, um ein Zeichen zu setzen. Die Polizei will das Gebiet räumen, doch Bürgermeister Michsel Bloomberg spricht sich für die Bewegung aus. „Die Menschen haben das Recht zu protestieren, und wenn sie protestieren wollen, stellen wir gerne sicher, dass sie auch einen Ort dafür finden. Solange sie es dort tun, wo Rechte anderer respektiert werden, so ist dies der Ort, wo Leute sagen können, was sie denken. Und das ist es, was New York New York sein lässt.“ Eine Woche später ziehen die Demonstranten weiter, in Richtung Union Square. Dann schlägt die Stimmung um. Mit großen orangenen Netzen werden sie zusammengetrieben, eine Taktik namens "Polizeikessel". Kurz darauf kursiert in den Medien die Videoaufnahme einer Demonstrantin, die unter schmerzensschreien zu Boden geht. Einer der Polizisten verwendete ohne rechtfertigende Umstände ein Pfefferspray. Eine interne Ermittlung scheint ins Leere zu laufen, der betreffende Beamte kann nicht ermittelt werden. Doch dann schaltet sich das Hacker-Kollektiv Anonymus ein und analysiert dutzende Videoquellen.
Bereits zwei Tage später veröffentlichen sie Klarnamen und personenbezogene Daten des Polizisten zusammen mit einer Drohung: Sollte es in den nächsten 36 Stunden weitere Übergriffe an den Demonstranten geben, werde man die Internetseiten der New Yorker Polizei attackieren. Das ist die Geschichte von "Occupy Wallstreet".

S03 - OccupyWallsreet

Am 23. März 2019 sind die Straßen der deutschen Großstädte durch Menschenmassen verstopft. Bundesweit wird man im Nachhinein von rund 200.000 demonstrierenden Personen ausgehen. Auf einer Bühne im Herzen von Köln sprechen Aktivisten, Contentschöpfer und Medienrechtler zu den Demonstranten, darunter auch überdurchschnittlich viele jungen Menschen. Währenddessen erklärt Sven Schulze von der Faktion CDU/CSU im Netz: Diese Proteste existierten nicht, es handele sich dabei lediglich um Bots.
Die diversen Schilder und Plakate der Demonstranten lauten daraufhin zum Beispiel "Stoppt die Zensur" oder "Wir sind keine Bots". Und selbst Wikipedia beteiligte sich und schaltete für einen Tag seine Dienste ab um auf die Folgen einer Zensur hinzuweisen. In den sozialen Medien trendet der Hashtag #niemehrcdu überall auf Platz 1, im Netz sind die Proteste sogar noch lauter als auf den Straßen. Rund 5 Millionen Menschen unterzeichnen eine Petition, die in Papierform in rund einem dutzend Kisten der Justizministerin Katharina Barley überreicht werden. Ein Ende der Bewegung ist trotzdem noch lange nicht in Sicht. Das ist: "Save the Internet".

S01 - Save The Internet

Ich bin Jan Theurich und studiere an der FH Dortmund Film im 6. Semester. Meine Schwerpunkte sind in erster Linie die Regie und dann die Produktion. Nebenbei arbeite ich frei als Regisseur und Redakteur. Alle Folgen pro.test findet ihr auch weiterhin auf Soundcloud.
pro.test entsteht an der FH Dortmund im Rahmen eines interdisziplinären Gestaltungsprojektes, das sich in verschiedenen medialen Formen mit dem Thema "Proteste" befasst.

pro.test - Eine Viertelstunde Widerstand