"Mut zum Wunsch" (2. Studio Album)

ALBUM #3

Verkaufte Zeit

Du entzückst sie
Du beglückst sie
Du verehrst sie
Du begehrst sie
Du belehrst sie, im Glauben an dein Gutes

Du bedrohst sie
Du verrohst sie
Du beengst sie
Du bedrängst sie
Doch es kränkt dich, wenn sie so nicht mehr will

Du überhäufst sie mit Geschenken und schönsten Komplimenten
Und geht sie nicht drauf ein, kommst du mit starken Argumenten
Wenns nicht so läuft, wie du das willst, bekommt sie deinen Hass
Und wenn sie nicht mehr atmen kann, legst du sie ab im kalten Gras

LASS SIE FREI
ES IST VORBEI
LASS SIE LOS
WAS TREIBT DICH BLOSS

Du entblößt sie
Du durchstößt sie
Du ertränkst sie
Du versenkst sie
Gehst im Anschluss Heim zu deiner Mutti essen

Du erdrückst sie
Du erstickst sie
Du erpresst sie
Und entlässt sie
Aus deinem und zugleich aus ihrem Leben

Du überhäufst sie mit Geschenken und schönsten Komplimenten
Und geht sie nicht drauf ein, kommst du mit starken Argumenten
Wenns nicht so läuft, wie du das willst, bekommt sie deinen Hass
Und wenn sie nicht mehr atmen kann, legst du sie ab im kalten Gras

LASS SIE FREI
selbst wenn du ihre Arme packst, die Seele kriegst du nicht
ES IST VORBEI
akzeptiers´, sonst verlierst du dein Gesicht
LASS SIE LOS
fang an zu zählen, denn zum Konsens braucht es zwei: Eins, zwei.
WAS TREIBT DICH BLOSS
Nein heißt Nein, Stop heißt Stop: die Bedeutung zweifelsfrei…

Lass los

Ein Stich, ein stumpfer, ganz tiefer
Ein Schrei nach innen im Kiefer
Trotz heldenhafter Stärke 
Wird ihm wieder schwarz vor Augen
Dieser irre Schmerz 
Will ihm die Lust zu leben rauben

Heiß aber lautlos sickert Blut

Mit allerletzter Kraft wankt er dahin
Nichts auf dieser Welt kann ihm noch helfen
So lehnt er sich gegen jede Wand
Beißt sich vor Schmerzen in die Hand

Heiß aber lautlos sickert Blut

Zuhause angekommen holt er die Heldenfahne raus
Hängt sie mit frischem Blut verziert gut sichtbar vor sein Haus
Macht sich wohl verdient auf seinem Fernsehstuhl bequem
Muss die nächsten drei Tage nicht arbeiten geh´n
Ja, Immerhin sein Männerrecht seit 1910
Er leidet für den Arterhalt, das musst du doch versteh´n
Frauen könnten das nie durchhalten - das kann doch jeder seh´n
Ich lass das jetzt einfach mal so steh`n

Jeder Milliliter Blut wird vermessen
Trotz Leidensdruck muss alles auf die Liste
Mann für Mann wird immerzu der Rekordwert dokumentiert
Der stärkste Bluter, der männlichste Mann am höchsten dekoriert

Heiß aber lautlos sickert Blut

Klare Sache ist, dass die, die nicht bluten müssen
Den starken, tapferen, leidenden die geschwollenen Füße küssen
Voller Ehrfurcht
Ja, voller Ehrfurcht

Zuhause angekommen holt er die Heldenfahne raus
Hängt sie mit frischem Blut beschmiert gut sichtbar vor sein Haus
Macht sich wohl verdient auf seinem Fernsehstuhl bequem
Muss die nächsten zwei Tage nicht arbeiten geh´n
Immerhin sein Männerrecht seit 1910
Er leidet für den Arterhalt, das muss man doch versteh´n
Lassen wir das einfach mal so stehn

Blut

Kennst du dieses Bauchgefühl
Die Leere voller Fragezeichen
Wenn dich jemand sehen will
Indem er anfängt zu vergleichen
Einzuordnen und zu melden
Wer, was, wann, warum du bist
Konstruierte Superhelden
Zeigen dir was du vermisst:

Du bis zu weiblich
Du bist zu männlich
Von Geburt an
Unzulänglich
Es ist doch so einfach: A oder B
Mancher Menschen Einfalt tut so weh

Sind wir denn nicht alle
Ein bisschen von allem
Steckt in uns, ja in uns allen
Nicht auch ein Bisschen was von allem
Und sitzen wir vielleicht in selbst gebauten Fallen
Finden wir an dem Gedanken kein Gefallen
Denn alle sind alle sind 
alle sind alle sind alle 
sind alle sind eins: 
Menschen

Kennst du dieses Angstgefühl
Wenn du wo neu bist ohne Plan
Und deine laute Oberfläche
Schreit und jeder starrt dich an
Aber nicht um dich zu stützen
Sondern selbst vor Angst zu weichen
Das vertraute Nest zu schützen
Sendet Fremden harte Zeichen

Du bist zu dunkel
Und du bist zu hell
Er ist zu blass
Und sie viel zu grell
Dabei sind wir zu leise
Unser Gleichmut zu Laut
Bis wir ihn selbst spüren
Den Schmerz auf der Haut

Sind wir denn nicht alle
Ein bisschen von allem
Steckt in uns, ja in uns allen
Nicht auch ein Bisschen was von allem
Sitzen wir vielleicht in selbst gebauten Fallen
Finden wir an dem Gedanken kein Gefallen
Denn alle sind alle 
sind alle sind alle 
sind alle sind alle sind eins: 
Menschen

Menschen

Ich steh an Land
Doch möchte fliegen
Ich geh gebückt, fühl mich erdrückt
Doch will das Patriarchat besiegen

Steig hoch hinauf
In ihre Kronen
Ich will hier nicht zu Gast sein, nein
Ich will hier wohnen

Wind
Wind in meinen Segeln
Komm
Komm und brich mit mir die Regeln
Wind
Wind mach mich zur Wand
Stärke meinen Widerstand
Mit unsichtbarer Hand

Ich bau mich auf
Und mach mich breiter
Lass nichts mehr durch, verjag die Furcht
Und fühl mich schon befreiter

Ich heb mein Haupt
Und meine Hände
Ich bin bereit, und ihr schon lang
Für eine Wende

Wind
Wind in unseren Segeln
Komm
Komm und brich mit uns die Regeln
Wind
Wind mach uns zur Wand
Und stärke uneren Widerstand
Mit unsichtbarer Hand

Lass uns morsche Äste knicken
Halb verwestes niederdrücken
Weit voraus nach vorne blicken
Nicht für jeden Unsinn nicken
Voller Kraft, mit Wind im Rücken
Hohe Mauern überblicken
Bremser in die Wüste schicken
Vergangenes mit Neuem schmücken
Und atmen, atmen, atmen
Lass uns atmen…

Regen
Regen lösch die Brände
Mach die Böden fruchtbar
Für eine Wende

Wind

Eye Of The Tigress (Cover: "Eye of the Tiger")

Oder Eltern

Wenn wir Tiere imitieren
Mitten im Park auf allen Vieren
Sind wir entweder auf lustigen Drogen
...oder Eltern

Wenn wir von der Freiheit träumen
Und dabei fremden Müll wegräumen
Sind wir entweder auf Bewährung

Oder -
- Mami, Mami!
- Warte kurz.
Wo war ma grad?
Ah ja:

Wir reagieren über
Und ordnen uns unter
Sind am Abend zu früh müde
Trotzdem in der Früh nie munter
Unsere Haare werden grauer
Unsre Wände umso bunter
Seit wir Eltern sind gehts jeden (jeden Tag!)
Drüber und drunter

Drüber und drunter
Drüber und drunter

Wenn wir Kacki-shades besprechen
Ohne dabei zu erbrechen
Sind wir entweder Koprologen
...oder Eltern

Wenn wir am Samstag zehn Uhr sechzehn
Schon nach Mittagessen lechzen
Sind wir entweder vom Freitag noch wach

Oder -
- Mami, Mami!
- Warte kurz.
Wo war ma grad?
Ah ja:

Wir reagieren über
Und ordnen uns unter
Sind am Abend zu früh müde
Trotzdem in der Früh nie munter
Unsere Haare werden grauer
Unsre Wände umso bunter
Seit wir Eltern sind gehts jeden (jeden Tag)
Drüber und drunter

Und wenn uns kleine, klebrige Hände 
Halb zerkautes füttern
Lächeln wir uns tröstend zu
Unter Vätern und Müttern
Und sagen
Ja,
es ist
die
schönste
ärgste
größte
schlimmste
beste
steilste
tiefste
längste
Liebe
Ja, 
wir stellen uns 
der
schönsten
Ärgsten
größten
Schlimmsten
Besten
Steilsten
Tiefsten
Längsten
Liebe

Und dabei reagieren wir über
Und ordnen uns unter
Sind am Abend zu früh müde
Trotzdem morgens nie munter
Unsere Haare werden grauer
Unsre Wände umso bunter
Seit wir Eltern sind gehts jeden (jeden Tag)
Drüber und drunter

Jetzt hör mal zu ich bin der seltsamste Mensch
So wie ich denk, so wie ich tick?
Nicht normal

Hab früh gelernt, dass ich an-eck und zu laut bin
Vielleicht dumm, vielleicht faul aber: 
Nicht normal

Bin halb Clown und halb Monster, 
Ein rotzfrecher Klotz, hab Konflikte,
Nicht normal

Fühl mich falsch, brauch zu lang
komm nicht an, lass nichts ran, bin spät dran mit jedem Schritt:
Nicht normal

Niiiiiiiiiiicht - nicht normal!

Schieb viel auf, brech schnell ab
Tausend Ideen, voll auf Trab, hin und her:
Nicht normal

Hör, seh, riech alles, aber dir hör ich nicht zu
Die Details braucht kein Mensch:
Nicht normal

Selbst mein eigener Selbstwert kennt mich kaum
Voller Rucksack, kleiner Traum
Doch er passt nicht rein 
Nicht normal

Fühl mich Schlecht, schnell gestresst
aggressiv, impulsiv, explosiv und dann leer
...

Niiiiiiiiiiicht - Nicht normal!!!

Zünd es an, zünd es an
erleuchte dein Feuer
damit ichs sehen kann
Zünd es an, zünd es an
erleuchte dein Feuer
damit ichs finden kann
Zünd es an, ich zünd es an
erleuchte mein Feuer
damit es wärmen kann
Zünd es an, ich zünd es an
erleuchten wir ein Feuer
Damit’s uns wärmen kann

Let your weird light
shine bright
that the other weirdos
can find you


…erleuchten wir die Feuer
damit wir uns finden, stärken, zeigen können. Normal ist überbewertet und fern ab von Menschlichkeit.
“Normal” ist ein mathematisches Hilfsmittel/ein Konstrukt, aber darf keine
“Erlaubnis” sein, Menschen zu kategorisieren/ zu be- und entwerten.

Nicht Normal (Mix1)

Unsere liebsten Kinderbücher, ursprünglich aufgenommen für meinen kleinen Sohn und seine kleinen Cousins

Ich Bin Ich

Drumherum

Lollo

Wende Punkt - Mut zum Wunsch - 05 - Lachendes weinendes Auge

Wende Punkt - Mut zum Wunsch - 04 - Was

Wende Punkt - Mut zum Wunsch - 03 - Schubladen

Wende Punkt - Mut zum Wunsch - 02 - Seifenblasen

Wende Punkt - Mut zum Wunsch - 01 - Hoehenangst

Ferne Nähe

Eine Produkion von Wende Punkt in Bild & Ton 2021
Arrangement & Gesang: Wendi Gessner
Mix: Nikolaj Efendi
Video: Wendi Gessner

Das wiener Volkslied "Oh, du lieber Augustin" wurde gegen 1785 in Wien nachgewiesen (und war bereits vorher als Böhmisches Walzerlied weit verbreitet). 

Der Legende nach war der 36-jährige Augustin 1679 während der Pestepidemie wieder einmal betrunken und schlief irgendwo in der Gosse seinen Rausch aus. Siech-Knechte, die damals die Opfer der Epidemie einsammeln mussten, fanden ihn, hielten ihn für tot und brachten die Schnapsleiche zusammen mit den Pestleichen auf ihrem Sammelkarren vor die Stadtmauer. Dort warfen sie ihre ganze Ladung in ein offenes Massengrab. Diese Pestgrube soll sich in der Nähe der Kirche St. Ulrich am Neubau (heutiger siebter Wiener Gemeindebezirk) befunden haben, gleich neben dem Platz, an dem heute der Augustinbrunnen steht. Wie in der damaligen Situation üblich, wurde das Grab nicht sofort geschlossen, sondern provisorisch mit Kalk abgedeckt, um später weitere Pestopfer aufzunehmen. Am folgenden Tag habe Augustin inmitten der Leichen so lange krakeelt und auf seinem Dudelsack gespielt, bis Retter ihn aus der Grube zogen. (Quelle:Wikipedia)

Bis heute ist die Figur des lieben Augustin ein Inbegriff dafür, dass man mit Humor alles überstehen kann.

Ich hab mich jedenfalls gefragt, ob es zu Pestzeiten wohl auch schon sowas wie Querdenker, Pest-Verharmloser bzw -Leugner oder gar Anti-Pest-Demos gab...? :)

Oh, du lieber Augustin

Wendi Gessner | Wende Punkt ist Sängerin, Musikproduzentin und bildende Künstlerin.
Nach zwei Jahren Elternschaftspause entsteht derzeit das dritte Album, "Wind Wind Wind", VÖ: 24.4.2024
Das gesamte Album, die dazugehörigen Musikvideos und der physische Tonträger produziert in Form einer "one-woman-show".
Knarzend-elektronischer Industrial-Pop über feministische, sozialpolitische und philosophische Themen. 
Bestimmt keine leichte Kost, dafür im besten Fall mit Nährwert und Wärme.

Wende Punkt

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