Es sind nicht die einzelnen Töne der wummernden Basslines und Melodien, nicht die einzelnen Lichtwellen der Scheinwerfer und Flashlights die uns manche Nächte bedeutungsvoll erscheinen lassen, sondern der Umstand, dass die berühmt-berüchtigten Clubs nicht das Werk einzelner Persönlichkeiten, sondern Schöpfungen ganzer Generationen und Epochen sind. Wer fragt angesichts solcher Momente nach Namen und was bedeutet die zufällige Persönlichkeit der Produzenten, Musiker und Deejays? Diese Nächte sind ihrem Wesen nach ganz unpersönlich. Sie sind reine Träger eines Zeitwillens. Hierin liegt ihre tiefste Bedeutung. 
Nur so konnten sie Symbole ihrer Zeit werden. 
Clubleben ist immer raumgefasster Zeitwillen, nichts anderes. Ehe diese einfache Wahrheit nicht klar erkannt wird, kann der Kampf um die Grundlage einer neuenClubkunst nicht zielsicher und mit wirksamer Stoßkraft geführt werden; bis dahin muss es ein Chaos durcheinander wirkender Kräfte bleiben. Deshalb ist die Frage nach dem Wesen der Clubkunst von entscheidender Bedeutung. Man wird begreifen müssen, dass jede Clubkunst an ihre Zeit gebunden ist und sich nur an lebendigen Aufgaben und durch die Mittel ihrer Zeit manifestieren lässt. In keiner Zeit ist es anders gewesen. Deshalb ist es ein aussichtsloses Bemühen, Inhalt und Formen früherer Clubepochen unserer Zeit nutzbar zu machen. Selbst die stärkste künstlerische Begabung muß hier scheitern. Wir erleben immer wieder, dass hervorragende Künstler nicht zu wirken vermögen, weil ihre Arbeit nicht dem Zeitwillen dient. Sie sind letzten Endes trotz ihrer großen Begabung Dillettanten, denn es ist bedeutungslos mit welchem Elan das Falsche getan wird. 

Auf das Wesentliche kommt es an. 


Man kann nicht mit zurückgewandtem Blick vorwärts schreiten und nicht Träger eines Zeitwillens sein, wenn man in der Vergangenheit lebt. Es ist ein alter Trugschluss fernstehender Betrachter, für die Tragik solcher Fälle die Zeit verantwortich zu machen. Das ganze Streben unserer Zeit ist auf das Profane gerichtet. Die Bemühungen der Mystiker werden Episoden bleiben. Trotz einer Vertiefung unserer Lebensbegriffe werden wir keine Studio54s erleben. 


Unsere Zeit ist unpathetisch, wir schätzen nicht den großen Schwung, sondern die Vernunft und das Reale.

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®2011

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