powered by emphasis 3  for voice, soloists, choir and orchestra 
text: Lisa Spalt
WP Donaueschinger Musiktage 2005 SWR Sinfonieorchester SWR Chor Anna Maria Pammer – Stimme Jürgen Ruck – Gitarre Florian E. Müller – Klavier/Keyboard M. Hiersch – Cond.

powered by emphasis 3 (ballade 4)

Les premiers cris
Die körperliche und psychische Dringlichkeit eines erstens Schreis kennen wir alle oder – vielleicht besser – können wir alle in der Vorstellung für uns lebendig machen. Wir verstehen seine klanglichen Energien, klanglichen Qualitäten auf der Basis unseres Erfahrungshorizonts. 
Ein solcher Klang ist eruptiv, bricht aus, explodiert und vaporisiert – all dies können wir erleben auf Grund unserer eigenen Erfahrungen, die wir persönlich gemacht haben und die wir im Prozess unserer Kulturalisierung gelehrt wurden. 
Solche Klänge verstehen wir als fest, hart, scharf, kantig oder als rund, warm, voll. 
Wenn es um diese ersten Schreie geht, tauchen Erinnerungen auf an kleine Schreie des Erschreckens; geboren aus spielerischer Angst oder Freude; den Schrei eines Neugeborenen, einen kleinen vokalen Ausbruch beim ersten Atmen nach einem längeren Luftanhalten beim Tauchen. 
Diese menschlichen Erlebnis- und Vorstellungswelten haben mich dazu geführt, aus ihnen – aus den körperlichen Momenten, aus den psycho-physischen Empfindungen (so würde es Ernst Mach vielleicht nennen) Klangmaterial zu bauen, Klangstrukturen und Zusammenhänge zu gestalten. Sie speisen sich aus diesen Welten, aber sie stellen diese niemals dar. Sie speisen sich aus meiner Erfahrung und gespeicherten Empfindung, und im Komponieren beginnen sie nun, ihr Eigenleben zu führen. Diese Eigenleben beginnt alles zu verändern, in ein anders Licht zu tauchen: Musik wird zur Spielwiese für die Transformation meiner – und hoffentlich nicht nur meiner – Wahrnehmungsmöglichkeiten. 
Eine Stimme – die wunderbare Stimme der Schauspielerin Sylvie Rohrer – artikuliert jetzt diese ersten Schreie, zart, meist nur ganz nebenbei wahrnehmbar, manchmal deutliche, aus denen die kompositorischen Phänomene abgeleitet wurden. 
An einem Ende dieses Prozesses steht die Musik. Musik scheint mir immer einem Feuerwerk ähnlich zu sein: unglaublich viele Informationen und Kontexte treffen von Außen auf mich und sind dann im Stande unerwartete und oft unbekannte Empfindungen auszulösen. 
Am anderen Ende steht die Stimme, beinahe allein, einen Text der Autorin Lisa Spalt lesend. Der Text hat die Eigenschaft nur durch die inneren Vorstellungen und Bilder, die er beim zuhörenden Verstehen in meinen Kopf auslöst, ein solches Feuerwerk an Empfindungswellen loszutreten. 
Ist die Musik der hörbare, oft laute Schrei, der nun keinen Namen mehr hat aufgrund der Transformationen, die ihn eben geformt haben, so sind die ganz persönlichen Vorstellungswelten und das Empfinden, das sie auslösen mögen, wenn wir uns die Wortwelten der Texte hörend-verstehend zu eigen machen, der stille, unhörbare erste Schrei, der in unserem Kopf sich immer hören lässt, wenn wir wach für ihn sind; wenn wir wach sind für die uns immer aufs Neue verändernden Beziehungen zwischen uns und „etwas Anderem“. Dieses Andere wird durch die Beziehung ein Teil von uns, verändert uns, manchmal verändern wir das andere ebenso. In der Kunst basieren diese Veränderungen auf der Arbeit an unserer Wahrnehmung. Und eine Form von Schönheit ist die Erfahrung von Veränderung.

CG 5/16

Les Premiers Cris – for large ensemble

häuten / paramyth 1 for stringquartett

schlitzen / paramyth 2 for stringquartett

reissen / paramyth 3 for stringquartett

Live recording from the a performance played by Antonio Politano – Graz, Museum der Wahrnehmung, November 2019 – 2nd part of the piece – the first part is so far not played.

studies for portraits – part 2 (with M.M.d.C. and M.L.)2018/19

Studies for portraits in surroundings (with J.L.G. & P.B.)

The Oboe-Solo is put into a setting of everyday-live-sounds, documentary sounds that function as the surrounding of the Oboe. The Oboe itself is a study of the potential of transformations of sensations that we all humans share. These sensations are transferred into sound-characteristics, sound-tactilities, gestures of idiomatic Oboe-sounds. 
As we are influenced by our environment and by living, we are influencing our environment the two instruments are in a fluent interaction. The Oboe is inscribing it’s sound-spectra into the documentary-sounds of the keyboard, the keyboard itself filtering these sounds according to the Oboe and expanding these qualities, and the result of this inscribes itself into the Oboe spectrum. This is done by a live electronic set-up that builds this ongoing interactive process. And the chamber music aspect is then increased by the development of a polyphonic interaction between Oboe-lines and surrounding structures, that are increasingly living a polyphonic live, that transforms necessarily the electronic part again. 
The framing of the material is at the same time a homage to two important art-works (even if one is a sociological/philosophical book I admire it as a work of art), the one from Jean-Luc Godard (masculine – feminine) and the other from Pierre Bourdieu (Manet).

Studies for portraits in surroundings (with J.L.G. & P.B.)

studies for imaginary portraits – live recording 2019  – Verion 2019 (new version 2020/21 available)

the solo accordion-piece played by and dedicated to Teodoro Anzelotti searches once more for the limits of our pre-sets in the perception and conceptionalizing the wolrd – and tries to step over theser boubndaries by building new relations between the very well-known sounds.

studies for imaginary portraits (version 1 – 2018/19) for accordion solo

ES – for voice, instruments, electronics (and film ad. lib.) Text: Lisa Spalt

(…) Als Gesamtes schießen die Ebenen zu einem Fest und zu einem Abgesang auf die Stofflichkeit zusammen, feiern die sinnliche Präsenz der Eindrücke, indem sie diese zerlegt, zerbröselt, zerstäubt.
Das Setup von ES wird selbst im Aufführungsraum zu einem Raum im Raum: Bild (die optische Begrenzung), Aufstellung des Ensembles (die Raumtiefe), schwingende Metallplatten (die durch Körperschalllautsprecher angeregt werden) als akustische Wände der Raumbegrenzung – der Konzertraum wird zu einem in visuelle und akustische Schwingungen versetzten Ort, dessen Begrenzungen durch ihre Beweglichkeit erst wahrnehmbar werden.
ES halluziniert eine Blase zerstäubender sinnlicher Reize als mobiler Raum einer polymodalen Perzeption, die sich findet, indem sie sich verliert.

ES – for Voice, instruments, electronics (and film ad.lib) – Text: Lisa Spalt (2010/11)

Strintrio II – friction 
for sringtrio 1995 – 97

The starting-point for friction was an observation of the conditions under which tones are produced on string instruments, which yielded material illuminating these conditions.  Stroke speed, pressure (i.e. the physical conditions) and also the material properties were brought into a relationship with one another, which on the one hand takes on the form of a concise sound progression and on the other hand reflects the fundamental conditions governing this set of instruments.  In the course of the piece this material framework is stressed in both directions: the progression of sounds and the events that constitute it are analysed by means of isolation and maximisation processes through which they undergo qualitative changes.  The analysis is conducted from the point of view of the frictional conditions, and this viewpoint becomes itself the object of compositional analysis by way of the elements that represent it. 
 
Analysing all the material and formal qualities relevant for perception (from the point of view of the frictional conditions) constitutes the attempt to draw upon fundamental conditions for the conception of music.  The goal is to grasp also the conditions of perception- of listening.  It is the attempt to make listening directly thematic: listening as an absolute event, listening as a socially conditioned event and listening as a creative act on the part of the listener.  It seems to me that the direct questioning of these phenomena through the tonal reality of music is the only way to work on renewing the act of listening.

Chambermusic I

Streichtrio II (Friktion) 1995/97 [22:15]

Making of – intimacy beschäftigt sich mit der Normierung der intimen Erfahrung, lässt sie als Klangformen in ihrer Vorgeformtheit und Schablonisierung durchsichtig werden. Zugleich arbeitet das Stück an der Spezifikation der Klangformen und -strukturen durch kompositorische Transformationen und unternimmt den Versuch, die normierten Empfindungen, die mit den überkommenen und zumeist ungefragt übernommenen Klanggestalten einhergehen, aufzulösen und durch eine gehobene, ins „genau-Jetzt-so-seiende“ Präsenz zu überführen.
Thematisiert werden die in klangliche Erscheinungen transformierten Erfahrungen unseres intimen Erlebens, Erfahrungen, die wir alle kennen, die jede und jeder von uns für sich selbst als „die Besonderen“ erlebt haben wird. Deren Formen und Erleben sind aber kulturell geprägt. Unsere Wahrnehmung und unser Erleben sind geprägt durch die Welt, in der wir leben: Wir lernen zu hören und das Gehörte entsprechend den geltenden Konventionen zu erleben. Die kompositorische Arbeit an der Vorgeformtheit unseres Erlebens bietet die Möglichkeit, eine einzigartige, unwiederbringliche intime Klang-Erfahrung zu kreieren. Klang-Erfahrungen, die sich einer Schubladisierung verweigern und sich nicht sofort einordnen lassen; deren Erfahrung uns selbst wiederum intim werden lässt, indem wir „nackt“ vor ihnen sind und sie als solche hören.
Als eine kompositorisch grundlegend veränderte Form des Erlebens von (ehemals vorgefertigten) Klang- und Erlebnisschablonen, in und durch grundlegend veränderte Kontextualisierungen kann dann die Erfahrung diese Klangstrukturen spezifisch und einzigartig werden lassen. Dieser Organismus, der durch das Stück, die Musiker*innen, die Zuhörer*innen und den Raum gebildet werden wird, lässt – so die Intention – die Grenzen des Erlebens durchlässig(er) werden und ermöglicht hoffentlich Erfahrungen jenseits der Norm.

Making Of – Intimacy

le goût du son
Etude für Kontrabassklarinette


le goût du son ist eine Etude im Erforschen, Abtasten/Ertasten von Klangtaktilitäten, Farbmischungen, Tonqualitäten, die durch die Differenzierung der Anblasarten, des Lippendrucks, der Rachenraumstellung etc. auf der Kontrabassklarinette erreicht werden.

Geleitet wird diese Erforschung von der aus unserer Ausstattung als Menschen kommenden Beobachtung der polymodalen Übertragung eines Sinneseindruckes auf alle Ebenen unserer Wahrnehmung. le goût du son fokussiert die polymodale Relation zwischen Klängen und gustative Sensationen bzw. Sensationen, die sich als Taktilitäten im Mundraum ereignen. 
Auf diese Weise „verstehen“ wir klangliches Geschehen: wir projizieren Gehörtes auf unsere modalen Ebenen, hier fokussiert auf die gustative Ebene. Ein Klang wird als bitter, scharf, prickelnd, samtig etc. perzeptiv verstanden (neben anderen Verstehensebenen wie z.B. des „embodyments“). 

Kompositorisch kehre ich diesen menschlichen Wahrnehmungs- und Verstehensvorgang um: Eine „Erzählung“ aus Geschmacks- und Taktilitätsereignissen bildet die Matrix auf der Klangmaterial er- oder besser gefunden wird, ebenso die Strukturen zur Projektion der Materialien in die Zeit wird davon abgeleitet, sowie auch das Klanggeschehen auf formaler Ebene.
Von hier aus wird eine Bearbeitungs- und Umformungsmaschinerie in Gang gesetzt, die die Ausgangsmaterialien und Zusammenhangsbildungen weitreichend transformiert. Der Ausgangspunkt der Übertragung der bekannten Empfindungen in Klänge dient als kollektive Basis von der aus nun eine Reise beginnen kann in die Möglichkeiten der Empfindungswelten und Klangwelten jenseits des uns Bekannten, schon Erlebten.

Der Mundraum des Spielers „ertastet“  Klangereignisse teilweise unabhängig von der, durch eine einfache Struktur selbstständig organisierte, Länge des Rohres. Die Rohrlänge ist die Grundlage dessen, was der Mund, die Lippen am Rohrblatt dann an klanglichen Qualitäten „erschmecken“. Alles spielt sich im Mundraum des Spielers ab und kehrt als Klang und unser Verstehen davon als Vorstellungen von Geschmäckern virtuell dorthin zurück – von Geschmäckern, die durch die transformative Arbeit des Komponierens keine Namen tragen (bekannt und schon eingeordnet sind), sondern solche, die uns die Möglichkeit des Schmeckens (und im Umkehrschluss: des Hörens) erfahren lassen. Ausgehend von unseren Bedingungen des Wahrnehmens die offene Möglichkeit von Erfahrbarkeit zu erspüren  ist Triebfeder und Leitfaden dieser Musik

Le Gout De Son for contrabass-clarinett-solo

The movement oft he bow on the strings, the movement oft he right hand over the fingerboard – either soft, with very little pressure, fast or slow, or with heavy pressure, slow changes of positions, maybe very short strikes or beatings, tappings or ripping movement: all these differentiated movements are as well connected to sounds as to „Empfindungen“, sensations in our perception. 
Moved by turns this relation into the core or magnet oft he structure oft he music.

We are moved-by the movements on the two layers of movements on the instrument via the specific sounds and contextualisations in which those sounds meet us as listeners with a broad individual and cultuural knowledge and preoccupation. 

Thus every movement – that means: sound – triggers a certain „Empfindung“ – means that the acoustic event is mapped on all our perceptive senses (high for the spacial sense, rough fort he tactile sense, sharp fort he gustative sense etc.) – i build a network or matrix of everyday events or experiences we might all have and share, or that we can imagine to have (thus as a whipping, ripping off something, smooth touches of something with the related sensations in f.e. the fingertips, …) which are all related to the movement of our hands, fingers – and thus also connected to our tactile sense of our skin (the skin as a central metapher of moved–by: the string and our Trommelfell work as types of skins that it triggered on by sensations as described) – and build from them this matrix that lies underneeth the whole piece. These movements are mapped on the instrument as idiomatic movements on the violin and sounds and structures of sounds emerge by this.

moved-by for violin solo

Clemens Gadenstätter
häuten / paramyth 1 (String quartet 1)

Tractat: the tactility of sounds.
The way of treating („tractare“) the instrument is connected to a „body-grounded“ perception of sound. The movement of the players body, the materials and the energies that bring materials together in a certain way make sensations of perceptions emerge: sensations of sounds thus creates those of „embodied tactile sensations“. 
The piece works out a construction of tactilities of sounds. It is thus based on „sensual sensation“ that derive from perception of sounds.

The construction itself refers and transforms two immensively strong pictures regarding to tactility:
Tizians „Flaying of Marsyas“ and Mathias Grünewalds „Crucification“ (from the Isenheim altar). Both pictures thematizies the (cruel) „investigations“ of the subcutaneaous layers of a surface (the skin) in order to create tactile sensations by means of visual perception, the way of painting, „acting“ with form and color, the way of treating the brushes …

These paintings are transformed to Paramyths (as Max Ernst called a cycle of collages and poems): The illustration is wiped out through a construction of tactile qualities of sounds, the „myths“ prescribe the ways of observing the instrumentation of a string quartett. The qualities of the sound are spring-fed as well from an idiomatic use of the instrument and from the tactile qualities suggested by the paintings. This „double-bound“ work on the sounds fades the pictures into the background and features the connection between sounds, bodies, memories, emotions …

Thus „Tractat“ is a work of music that undergoes the liaison between idiomatic sound production and the evoked embodied sensations that occure while listening, the feelings, rememberances, effects of slight – or as they are called – „weak“ synaesthesias that connect the sound heard to our body and brain. In this resept the „human aspect“ is the center of the piece: The „miracle“ of perception which itself creates sensations of perceptions (as the arising tactile qualities generated by the sounds…). 

The beauty of the cruelty of revealing, the pure beauty of the exposed, the power that is transmitted by uncovering, the brutality of massive attacks of breaking open – all this applied on the idiomatic sound of the string quartett – leads to a music that floats between explosions and introspection, between strict construction and an expressiveness that i search for: expression in music as the renewal of the conjunction between perception of sounds and the „inside-feelings“,  the tactile sensations, the deeply human reaction on outside sensations that occure to us.

Jack Quartet

Häuten – paramyth 1 for stringquartett

schlitzen / paramyth 2 (String quartet #2)

When we listen, we understand what we hear by projecting it onto tactile conceptions and experiences: sensations that we receive (or imagine receiving) through our skin allow us to comprehend that which is heard through a "polymodal mapping." Other corporeal reactions are also inscribed into the understanding of audio signals: shrinking away from a stimulus, a cramping up. The same is true for visual experiences (garishness; or a remembrance of the middle panel of Grünewald's Isenheim Altarpiece), spatial projections (high, wide), and taste sensations (sweet).
Schlitzen / paramyth 2 takes its point of departure this method of "understanding" what we hear, processing it, making it our own.
Schlitzen (slits) are both an experience of the injured skin (pain) as well as a bodily activity as well as an experience of vision. These experiences, which we internalize from early on in our lives, trigger events in our perception –  be they sonic, tactile, or visual.
"Along" this trigger I develop material, out of the string quartet idiom. Furthermore I strive during the compositional process to create a 'stretto' for this comprehension mode of listening via polymodal projection ("mapping") with itself, thereby developing the structure, form and ultimately the entire musical conception parallel to the sounds as a process of this mode of comprehension. To compose music means, for me, to develop a comprehension of listening.
To combine this material with a comprehensive experiential horizon (e.g. slits) is the first step toward transcending the latter. Ultimately I arrive at a transformed experience of my self, or an experience of a transformed self, if you will.
This procedure allows me to generate a fluid, flexible, yet concise system of sound-embedded tactilities, affects, sensations, memories, emotional impressions, etc. To work on this systematization is simultaneously to engage with my own experiential possibilities.

CG 7/14

schlitzen – paramyth 2 for stringquartett

… Das Motto als Verdichtung.  Eingearbeitet, subtil, vollkommen in die Klangstruktur integriert als die intimste Form eines Schreies wird ein Textzitat von Michel Leiris: Der Text als gelesener (im Stück kaum als gehörter Text zu verstehen, vielmehr dort präsent als Geste des Sprechens, als Fragmente eines Mitteilens) löst Vorstellungen aus, ist also für alle Lesenden nur in deren jeweiliger Welt als Trigger für Empfindungen vorhanden, die alle oben erwähnten Situationen und auch die subjektive Erfahrungswelt, die les derniers cris durchwirkt, verdichtet zu einem Sprachkunstwerk, das etwas in meinen Augen erreicht, was ich mir vornehme – ohne zu wissen, ob ein Erreichen in Reichweite sein kann.

   Da dieser Tod, von dem ich mich abzuwenden suche – aber ich weiß, dass er deshalb nicht weniger anwesend ist – mein Leben zersetzt, noch bevor es zu Ende ist, treibe ich vielleicht das Absurde auf die Spitze, wenn ich hoffe, mit diesem Leben etwas anfangen zu können, sobald eine Grundbedingung erfüllt ist: wenn ich mein Entsetzen im Zaum halten kann und mit weit offenen Augen auf einen luziden Geist harre, sodass ich meine Partie spielen kann, ohne vom (…) Weg abzukommen oder zu versuchen, um dieses Schicksal, das mich erwartet, einen Bogen zu machen. 
Michel Leiris: Spielregeln II / Krempel (S. 99)

Witten 2015

les derniers cris – for ensemble

(1) liebt man sich

ruf dich, eros
das bin ich, eros, bin das ich
bin ich mädchen süße stimme
bin, du, lebe
lieberose rote
so

du, er
ros aus hades
ton aus erde
ton an rosa
anton rosi
ei, je
trieb / ruf aus
tartaros
albern lacht
rot in nacht
lalala im kleinen schwarzen
weiß: es, der tiefe schatten
das ist mein schneewittchen

du, das bin ich
sein ich
eros
ruf dich mädchensüß

meine, meine, meine ich
liebt ich ich, dann, liebt man sich, und weiß
es rot: typisch apfelbildgedicht
eben holz das elfenbein
mit o im mund
nacht a das ich
igall egal, i

chchchch …
ruf dich, eros
das bin ich, eros bin das ich …
(Text: Lisa Spalt)

HEY - Madrigal 1

Polyskopie for soloists and chamber orchstra (2000/2001)
polyskopie
ausgangspunkt sind beobachtungen am objekt konzert, genauer: am „momemt“, der durch die (solistInnen)kadenz „aufgeblasen“ wird, die in den raum projizierte energie zwischen dem quartsextakkord und der darauffolgenden dominante, dieses „X“, das sich in die kadenz hinein entlädt („ma“ glaube ich, wäre eine entsprechung dafür im zen). analyse und re-synthese am „konzerttanten“ und kadenz- (im zweifachen sinn)material führen weiter zu einer grundannahme, die in sich durch ein spekulatives experiment paradox (oder real, lisa spalt) geworden ist (…).

A auftaktpoly

Polyskopie (for soloists and chamber-orchestra)

daily transformations – whole video documentation of the concert festival ECLAT Stuttgart 2018 – neue vokalsolisten stuttgart, asamisimasa – Olso, Bas Wiegers, experimentalstudio des swr – freiburg/brsg. – 
https://vimeo.com/271070434

daily transformations 3 (also see video doc: https://vimeo.com/271070434)

daily transformations 2 (also see video doc: https://vimeo.com/271070434)

daily transformations 1 (also see video doc: https://vimeo.com/271070434)

Locked – In
Für Chor 2012/13
(Text: Lisa Spalt)

Version a / Version b

Locked–In als Körperempfindung, schier unerträglich in der Vorstellung, ist gekoppelt mit Vorstellungen auch klanglicher Natur, die ein Paradoxon in sich einschließen und dieses erlebbar machen: Ich will mich ausdrücken und kann es nicht, ich will etwas sagen, aber mir versagt die Stimme. Das Nicht-Ausdrücken-Können wird zum Ausdruck, wird zur ganz besonderen Form der Mitteilung. Dieses Paradoxon ist eines, das unsere gesamte Kommunikation bestimmt: Ich kann nie wissen, ob ich meinem Gegenüber das, was ich sagen will auch in der Form mitteilen kann, dass diese Mitteilung auch adäquat verstanden wird. Je komplexer diese Mitteilungen werden, desto weniger sicher kann ich sein, dass ich mich ausdrücken kann, dass ich ausdrücke, was mich bewegt, und auch, wie meine Mitteilungen verstanden werden.
Diese Körperempfindung, gekoppelt mit der aus der Stimme idiomatisch entwickelten Klanglichkeit, die dieser Körperempfindung entsprechen, sind der Ausgangspunkt für die Text- und die Musikebene. Beide Medien entwickeln das Thema ihnen entsprechend, eigenständig und dennoch aneinander gekoppelt durch die Kongruenz von Erscheinungsformen des vokalen Materials. Beide Ebenen arbeiten dabei an je ihrem Ausgangspunkt in transformatorischer Absicht und in gegenseitiger Reaktion aufeinander. Es wird eine dritte Ebene angesteuert, in der Musik und Text sich so notwenig verbinden, erreicht durch die Bearbeitung jeder Ebene, sodass das sich-nicht-ausdrücken-können zu einem spezifisch künstlerischen Ausdruck wird, von dem vielleicht nur gesagt werden kann, dass Etwas (bestimmtes aber unbestimmbares) sich ausdrückt.

C.G. 5/13

Locked-In(versionB)– for choir

Locked – In
for 8 solo-voices 2012/13 (Version A)
(Text: Lisa Spalt)

Version a / Version b

Locked–In als Körperempfindung, schier unerträglich in der Vorstellung, ist gekoppelt mit Vorstellungen auch klanglicher Natur, die ein Paradoxon in sich einschließen und dieses erlebbar machen: Ich will mich ausdrücken und kann es nicht, ich will etwas sagen, aber mir versagt die Stimme. Das Nicht-Ausdrücken-Können wird zum Ausdruck, wird zur ganz besonderen Form der Mitteilung. Dieses Paradoxon ist eines, das unsere gesamte Kommunikation bestimmt: Ich kann nie wissen, ob ich meinem Gegenüber das, was ich sagen will auch in der Form mitteilen kann, dass diese Mitteilung auch adäquat verstanden wird. Je komplexer diese Mitteilungen werden, desto weniger sicher kann ich sein, dass ich mich ausdrücken kann, dass ich ausdrücke, was mich bewegt, und auch, wie meine Mitteilungen verstanden werden.
Diese Körperempfindung, gekoppelt mit der aus der Stimme idiomatisch entwickelten Klanglichkeit, die dieser Körperempfindung entsprechen, sind der Ausgangspunkt für die Text- und die Musikebene. Beide Medien entwickeln das Thema ihnen entsprechend, eigenständig und dennoch aneinander gekoppelt durch die Kongruenz von Erscheinungsformen des vokalen Materials. Beide Ebenen arbeiten dabei an je ihrem Ausgangspunkt in transformatorischer Absicht und in gegenseitiger Reaktion aufeinander. Es wird eine dritte Ebene angesteuert, in der Musik und Text sich so notwenig verbinden, erreicht durch die Bearbeitung jeder Ebene, sodass das sich-nicht-ausdrücken-können zu einem spezifisch künstlerischen Ausdruck wird, von dem vielleicht nur gesagt werden kann, dass Etwas (bestimmtes aber unbestimmbares) sich ausdrückt.

C.G. 5/13

locked-In – for 8 voices (version A)

This is the first of three larger pieces for solo-voice, solo-instruments, full orchestra, choir and electronics – written from 2003 to 2005. 
Text by Lisa Spalt. WP at the Donaueschingen New Music Festival, 2005, SWR Vokal Ensemble, SWR Orchestra, Anna Maria Pammer, Gerald Preinfalk, Jürgen Ruck, Florian Müller.

powered by emphasis 1 (ballade 2) for soli, choir, orchestra and ensemble

the 2nd part of the triptych "powered by emphasis" – 2003/2005

Popular tracks by Clemens Gadenstätter